Mein ministeck-Abenteuer mit RTL

Man soll ja vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht.
Als ich mir irgendwann mal gewünscht habe, eine ganze Wand mit ministeck zu stecken, war mir nicht wirklich bewusst, was das bedeutet … aber manchmal werden Wünsche teilwahr.

Eines schönen Julitages klingelte mein Telefon und ein Fernsehredakteur war dran. Er hatte sich für eine neue Fernsehshow ein Spiel ausgedacht, bei dem die Anzahl von ministeck Steinchen geraten werden soll. Er war bei seiner Recherche im Internet auf mich gestoßen und nach einem ersten Treffen, diversen Besprechungen und Beratungen bekam ich tatsächlich den Auftrag ein sehr großes Doppelportrait von Günther Jauch und Thomas Gottschalk zu stecken.  Die Freude im Hause Vogel war natürlich sehr groß. Dass mich jemand im Zusammenhang mit ministeck im Internet findet und dann auch noch ein bezahlter Auftrag dabei rausspringt ist großartig!

Und dann auch noch Fernsehen! Was bedeutet, das ich beim stecken gefilmt werden und eine „Homestory“ über mich gedreht werden sollte.

Damit fing dann alles an. Ich bin ja nicht ganz unbeleckt was Dreharbeiten angeht, aber als ich die gefühlt 20. Runde mit dem Fahrrad um einen Spielplatz drehte, um an einer bestimmten Stelle meinen Namen und in die Kamera zu rufen,  kam ich mir schon ein bisschen blöd vor. Und das war nur der Anfang von einem siebenstündigen Dreh, (inkl. zwei Stunden Nachdreh) für einen ca. 45 Sekunden langen Einspielfilm. Jesses. Aber der Film ist wirklich sehr schön und witzig geworden.

Bei der Produktionsfirma wurde mir ein provisorisches Studio eingerichtet, wo ich dann im heißen August unter zwei gleißenden Scheinwerfern viele Stunden lang steckte. Das ganze wurde mitgedreht, um im Zeitraffer in den lustigen Einspielfilm integriert zu werden. Nach ein paar Tagen hatte ich einen groben Überblick wie lange ich für die Fertigstellung des Bildes brauchen würde und als dann plötzlich der Abgabetermin um eine Woche vorverlegt wurde, wurde es mir bang. So nebenbei hatte ich ja auch noch ein paar Jobs zu erledigen und länger als sechs, sieben Stunden am Stück konnte ich nicht stecken. Rückenschmerzen, Verspannungen in der Schulter und schmerzende Fingerkuppen sind wohl die klassischen Berufskrankheitssymptome der professionellen Ministeckerin.
Also schnell einen Hilferuf per E-Mail rausgeschickt und Dank der Unterstützung von Bea, Wibke, Martina und Andrea konnte ich mit einer Punktlandung am 3. September den letzten Stein stecken und alles montieren.

Das ganze Unterfangen war für die Premierensendung am 9. September ausgelegt aber plötzlich hieß es dann „ach nee, doch nicht“, es wird (vielleicht) in die zweite Sendung verschoben.

Hmpf.

Weil aber auch so viele andere Dinge in meinem Leben passieren, geht es bei mir immer sehr schnell mit „aus den Augen aus dem Sinn“ und als  vier Wochen später das Telefon klingelte und ein Aufnahmeleiter mir sagte, dass ich am Sonntagmittag zur Stell- und Durchlaufprobe abgeholt würde, musste ich mich erst mal wieder sortieren. Wie? Was? Wo?

Am Sonntagmittag wurde ich von einem Fahrer mit einem nigelnagelneuen, aber sehr häßlichen, weil weißen, Mercedes abgeholt und nach Hürth chauffiert. Dort angekommen wurde ich als erstes verkabelt und zu meiner Garderobe geführt. Ich habe eine eigene Garderobe! Für mich ganz alleine! Und an der Tür steht mein Name! Obst, Süßigkeiten und Softdrinks stehen parat. Wahnsinn! Noch aufgeregter wurde ich, als ich las, dass die Harlem Globetrotters zwei Garderoben weiter residieren würden. Wow – große Männer! 😉

Der Zeitplan hängt schon und ich warte so rum. Um 16.30 gibt es eine warme Mahlzeit. Ich habe zwar noch nichts gemacht, bin aber trotzdem hungrig. Für die Stellprobe werde ich wohl doch nicht gebraucht, aber gleich beginnt ja die Durchlaufprobe. Ich warte.
Eine Aufnahmeleiterin und einer der Redakteure kümmern sich ganz bezaubernd um mich, überhaupt sind alle sehr freundlich und machen einen relativ gelassenen Eindruck. Betreutes warten.

Bei der Rückkehr nach einer kleinen Rauchpause war die „Warte“-Teeküche auf einmal voll mit Harlem Globetrotters! Wow, und ich bin erst mal erschüttert, wie klein diese Basketballspieler sind! (Naja, klein ist relativ, aber ich habe sie mir größer vorgestellt)

Irgendwann geht es dann ins Studio, wo Frau Schöneberger seit Stunden mit Strohkandidaten, bzw. Lichtdoubeln probt. Die Harlem Globetrotters spielen ihre Show (mit angezogener Handbremse) dann werden ich in die erste Reihe gesetzt, das Spiel wird angekündigt, Frau Schöneberger setzt sich zu mir und fragt mich was und ich habe ein Blackout. Egal, der Einspielfilm wird gezeigt, das Bild reingerollt, das Spiel durchgespielt und ich darf wieder gehen und endlich nach Hause. (Den Tatort habe ich verpasst)

Glücklicherweise muss ich am nächsten Tag nicht bei der Generalprobe dabei sein und ich werde um 18 Uhr  wieder schick  von einem Fahrer zuhause abgeholt. Dann als erstes zur Kostümfrau, die mein extra neu gekauftes Kleid abnickt, danach in die Maske. Da wird wirklich sehr lange an mir rumgemalt und mir werden noch ein paar Löckchen in die Haare gedreht. Sieht aber spitzenmäßig aus.
So, werde ich jetzt verkabelt? Nein, das wurde wieder umdisponiert, ich soll also nichts sagen.

Hmpf.

Am Vortag wurde ich gefragt, ob ich bis zu meinem Part draußen warten, oder in der Show sitzen will.  Ich dachte mir, dass warten eher langweilig ist und wenn ich schon mal da bin, schaue ich mir auch die Show an. Davon ist dann am Montag keine Rede mehr, ich sitze also wieder in der Warte-Teeküche. Die Harlem Globetrotters sind gut drauf und machen kleine Ball-Balancier-Challenges und ich amüsiere mich gut.

Dann ist es soweit, ich werde in der Werbepause ins Studio gebracht und zwischen zwei junge Männer gesetzt. Die wollen natürlich sofort wissen wieso, weshalb warum. Ich darf aber immer noch nichts sagen, weil das Publikum ja mitraten kann und zucke entschuldigend mit den Schultern. Dann Anmoderation Einspielfilm, das Bild wird reingefahren, plauder plauder, Herr Gottschalk möchte wissen wie lange ich an dem Bild gesteckt habe, Frau Schöneberger meint, das sei unerheblich, fragt mich dann aber doch und ich brülle „180 Stunden“ durchs Studio (ich habe ja kein Mikrofon!!), dann raten raten, tippen tippen, Auflösung, los stopp schade. Das Bild verlässt das Studio und ich werden in der nächsten Werbepause auch wieder abgeholt.

Anzahl ministeck Steine

So viele Steine habe ich „versteckt“

Eine halbe Stunde später ist die Sendung zu Ende, es gibt noch eine warme Mahlzeit und kalte Getränke für das ganze Team, wir sitzen zusammen und plauschen und dann werde ich wieder nach Hause chauffiert.

Epilog 1:
Währen der Sendung hatte ich mein Smartphone mit im Studio, weil ich verrückterweise dachte, ich könne während der Sendung twittern. Das ging aber wegen Aufregung und kaum vorhandenem Netz gar nicht. Allerdings sirrten schon die ersten sms von Freunden rein, kurz nachdem  der Einspielfilm gezeigt wurde. Das Feedback von Freunden und Filterblase war klasse. So viele haben zugeschaut, die solche Sendungen normalerweise gar nicht gucken würden.  Am nächsten Tag hatte ich auch tatsächlich Anrufe und E-mails von fremden Menschen, die irgendwas über ministeck wissen wollten. Großaufträge und Heiratsanträge sind bislang leider ausgeblieben. Eine ganz niedliche Geschichte ergab sich aber mit dem Anruf der Firma Poliboy, die im Azubiblog des Unternehmens aufgeschrieben wurde.

Epilog 2.
In einem vorigen Leben, vor 20 Jahren, war ich auch mal Redakteurin für eine Fernsehshow. Ich war in zwei Jahren an 3 Staffeln, also ca. 30 Sendungen,  Mann-o-Mann beteiligt und danach hatte ich genug vom Fernsehen. Verstehen Sie mich nicht falsch,  es war eine wilde Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich hatte wunderbare Kollegen, wir hatten viel Spaß, ich habe unglaublich viele Leute kennengelernt, habe wahnsinnig viel gelernt – über Menschen und auch fürs Leben. Aber dieses Fernsehen – Sparte Unterhaltung –  war dann doch nicht das Richtige für mich. Mitte der 90er waren es ja noch die goldenen Jahre des Privatfernsehens und ich habe gute Geld verdient. RTL, Sat1, Tele5, Vox und Viva waren gerade an den Start gegangen – das war es. Aber schon bei der 2. Staffel, an der ich beteiligt war, wurde der Quotendruck des Senders so starkt, das es inhaltlich immer weiter unter die Gürtellinie ging und das, was ich immer so verteidigt hatte, dass die Kandidaten respektvoll behandelt wurden, änderte sich plötzlich. Es ging in Richtung Menschen vorführen und es wurden Dinge gesendet, die im Vorfeld mit den Kandidaten nicht abgesprochen waren. Inzwischen lebt ja ein ganzes Genre davon.
Es war aber ganz amüsant noch mal in diese Welt einzutauchen, das Ganze von der „anderen Seite“ zu erleben, zu sehen, dass sich an den Abläufen nichts geändert hat, die unterschiedlichen „Gewerke“ am Set immer noch die gleichen Allianzen bilden. Ich hatte haufenweise Flashbacks, habe mich gerne an die Zeit zurückerinnert und bin froh, dass mich das Leben woanders hingeführt hat.

 

3 Kommentare

  1. Hi Ute,
    da wir keinen Fernseher haben, konnten wir leider nicht live zuschauen. Inzwischen haben wir Deinen Auftritt bei rtl-now gesehen und waren schwer begeistert! Ich hatte 24.000 geschätzt – daß Du das Doppelte in 180 Stunden gesteckt hast, sollte ins Guiness Buch aufgenommen werden – sensationell! Liebe Grüße

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