Eine Villa in Nippes – twittern hilft

Kretzer Villa, Köln Nippes

In Nippes steht eine Villa, die mich schon seit Jahr und Tag fasziniert. Weil ich sie wunderschön finde, sie einen außergewöhnlichen Anstrich hat und weil sie so gar nicht hierhin passt.

Neulich hatte ich versucht, etwas über das Haus herauszufinden und bin auf der Denkmalseite der Stadt Köln gelandet. Diese Seite ist einfach unterirdisch in der Bedienung und Funktionalität. Gucken sich die Leute, die sowas entwickeln eigentlich selber mal an? Die Suche funktioniert überhaupt nicht, also habe ich mich über die Buchstaben bis zur Nordstr. 17 a durchgehangelt. Ganz schlimm ist, dass man nur 10 Ergebnisse pro Seite angezeigt kriegt. Das heißt, nach jedem Klickt, die Seite nach unten scrollen, wieder klicken, Seite nach unten scrollen, etc.

Edit Januar 2024: Inzwischen führt die Stadt Köln auch so eine „interaktive“ Karte, wie die u. g. – was daran

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Atelierbesuch bei Peer Böhm

Nachdem der Kölner Künstler Peer Böhm nun zum zweiten Mal via Instagram ein Bild von mir zu Kunst verarbeiten wollte, stand ja mal ein Atelierbesuch an.

 

Peer BöhmPeer arbeitet mit alten Fotos, die er findet – oder sie ihn – so gut wie nie kommen sie aus seinem privaten, familiären Kontext. Was ihn genau anspringt, konnte er mir gar nicht richtig erklären. Oft ist es eine bestimmte Farbigkeit – die in seinen Bildern dann gar keine Rolle mehr spielt.

Die Fotos werden am Computer so bearbeitet, das sie nach einem Schwellenwertverfahren nur noch 2 Farben enthalten. Information ja oder nein. 0 oder 1. Dann werden die Bilder auf einen Malgrund übertragen. Peer arbeitet mit Kugelschreiber, Aquarell oder Acryl.

Das Thema das ihn antreibt ist Erinnerung.

 

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Wiederbegegnung – zeitgenössische Keramikkunst

Corinna Bernshaus

Es gibt ja diese wunderbaren Geschichten, wie sich Menschen über Social Media kennenlernen und dann entstehen daraus wunderbare Projekte, Beziehungen und Freundschaften.

Aber es geht auch andersherum.

Corinna Bernshaus kenne ich schon sehr lange. Als ich anfing zu studieren traf ich sie im Grundstudium im Werkstattkurs. Sie hatte ursprünglich Keramikdesign studiert, dann aber nach dem Grundstudium zu Objekt-Design gewechselt und musste dann noch nachträglich die Werkstattkurse absolvieren. So lernten wir uns zwischen Kreissäge, Schleifmaschine und Schweißgerät kennen und stellten schnell fest, dass wir viel gemeinsam hatten. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, verreisten gemeinsam, und da Corinna damals Musik machte, war ihre Band der Protagonist für meine Diplomarbeit. (In diesem Blogpost habe ich kurz was über die Intention meiner Diplomarbeit angerissen)

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Rebellische Pracht – Produktdesign der 1980er Jahre

Als ich von der Ausstellung Rebellische Pracht – Design-Punk statt Bauhaus im Marta Herford hörte dachte ich zuerst: „Cool, Punk!“ Und dann „Oh nein, der gräßliche Kram! Den fand ich damals schon scheußlich.“ (Ich sagte das auch genau so Museumsdirektor Roland Nachtigäller, nicht dass ihr denkt, ich lästere hier hinterrücks. 😉 )

Als wir Herbergsmütter dann Ende Juni in Herford waren, habe ich mir die Schau natürlich auch angeguckt und ich muss bisschen relativieren …

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Podcasts – ich kann Euch nicht zuhören

Diplomarbeit

Da inzwischen gefühlt jeder Zweite einen Podcast produziert und jeder begeistert Podcasts hört, fühle ich mich bemüßigt eine kleine Gegenrede zu schreiben – auch um das selber zu verstehen.

Ich nämlich nicht.

Ich habe ein Problem mit dem zuhören. Nicht mit dem hören, ich höre nämlich sehr gut. Manchmal zu gut, da höre ich das Gras wachsen.

Es gibt Geräusche, die fahren mir geradezu schmerzhaft in den Körper. Zum Beispiel dieser furchtbar scheppernde Sound, der aus Kopfhörern nach draußen dringt. Im Zug oder der Straßenbahn bin ich manchmal kurz vor dem durchdrehen. Ich kann das teilweise vom einen zum anderen Abteilende hören. Und dann kann ich es nicht ausblenden. Ich empfinde das als akustische Umweltverschmutzung, genau wie all die Geräusche, die ein Smarphone macht, pling, pfeif, tipp. Am überflüssigsten sind Tastentöne, am absurdesten das den klappenden Verschluss einer Spiegelreflexkamera imitierende Geräusch einer Handykamera.

Ich bin extrem geräuschempfindlich, aber das ist ein anderes Thema.

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Wie meine Oma zu Kunst wurde

Peer Böhm / artconnection

Eine dieser wunderbaren Geschichten, wie sie auch immer wieder gerne im und mit dem Internet geschehen.

Vor einiger Zeit hatte die Bundeskunsthalle, im Rahmen der Ausstellung „The Playground Project“ einen Instagram-Wettbewerb veranstaltet. Spielplätze sollten fotografiert werden – ich bloggte darüber.

Beim kramen in alten Fotos fand ich eins von meiner Oma aus den 1970er Jahre, wie sie auf einer Rutsche saß und ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie da wohl auch richtig Spaß hatte. Ich hatte das Foto bei Instagram gepostet und Peer Böhm meldete sich bei mir, um zu fragen, ob er das malen dürfe. Peer kenne ich nicht sehr gut, aber dafür schon relativ lange, aus den guten alten museum für verwandte kunst-Zeiten. Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt und sagte ihm zu. Wenige Tage später schickte er mir ein Foto seines Bildes per Mail und ich war entzückt. Er schrieb dazu, dass er es bei der artconnection anbieten wolle. (Bei der einmal jährlich stattfindenden artconnection stellen verschiedene Künstler kleinformatige Arbeiten aus, die direkt von der Wand, zu einem einheitlichen Festpreis gekauft werden können. Die Hälfte des Geldes wird für einen guten Zweck gespendet.)

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Autos im Museum

PS - ich liebe Dich

Seit Mai habe ich also diesen Traumjob: Für den Instagram-Account wdr3_im_museum mache ich die Storys. Jede Woche besuche ich in NRW eine Ausstellung und bastel dazu eine kleine Story. Ich komme in Museen, in denen ich noch nie war und sehe ziemlich viel fabelhafte Kunst.

Welche Ausstellungen ich besuche, hängt von mehren Parametern ab: ich mache Vorschläge, öffentlich rechtliche Dinge spielen eine Rolle, die Entscheidung fällt dann immer in Absprache mit der Onlineredaktion. Bei meinen Vorschlägen spielen persönliche Vorlieben eine Rolle, aber auch, was zu sehen ist. Kleinteilige Flachware hinter Glas hat immer geringere Chancen, als Skulpturen, Installationen oder Großformatiges.

Auto TürgriffBei der Ausstellung „PS: Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre“ im Kunstpalast dachte ich: Super, da kann man schön die Formen abfilmen, die Lichreflexionen. Was ich nicht bedacht hatte war, dass in den schön auf Hochglanz polierten Autos sich nicht nur das Licht, sondern auch die Frau mit der Handykamera spiegelt. Und ausgerechnet diese Ausstellung, die mich inhaltlich relativ wenig interessierte, hat sich nachhaltig in meinem Kopf festgesetzt, so sehr, dass ich hier darüber schreibe.

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The Playground Project – über Spielplätze

1976 eröffnete in Krefeld das Freizeitzentrum Süd, und damals war das eigentlich nur ein großer Spielplatz, auf den ich aber gerne gegangen bin. Neulich bin ich nochmal hingefahren und soweit ich mich erinnere, hat sich da in 40 Jahren nicht viel verändert. Es war an einem frühen Mittag und außer einem Vater mit seiner kleinen Tochter, hingen dort ein paar Alkoholiker ab, eine Frau sonnte sich auf einem kleine Stück verbrannten Rasen. Ansonsten: gähnende Leere im gleißenden Sonnenlicht.

Es gab damals in Krefeld einen Spielplatz, auf dem ein altes, stählernes, bunt bemaltes aber rostiges Schiff stand. DAS war Abenteuerspielplatz. So ein verrostetes Teil würde heute vermutlich nicht mehr durchgehen. Leider fällt mir nicht mehr ein, auf welchem Spielplatz das stand. Weiß das zufällig jemand?

Damals in den Siebzigern war dieses Seil-Klettergerüst etwas ganz neues. In der Ausstellung Playground Pproject indoor in der Bundeskunsthalle habe ich erfahren, dass der ehemalige Boxer Joseph Brown, der 1937 an der School of Architecture der Princeton University als Boxcoach angestellt war, einmal die Entwürfe für ein Spielplatzprojekt der Studenten kritisierte. Daraufhin fing er an zu experimentieren und entwickelte schließlich ein Spielgerät mit Seilen. Seine Erfahrung als Boxer war dafür ausschlaggebend: für ihn war der Gleichgewichtssinn wichtig und auch die Förderung der Reaktions- und Teamfähigkeit. Ich vermute, dass die Seilklettergerüste, die wir so kennen, auf seinen Entwürfen „Jiggle Ring“ und „Swing Ring“ beruhen. [Katalog]

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Spurensuche Tag 4 – Lommatzsch

Irgendwie erinnere ich mich aus den Erzählungen meiner Oma an den Namen Lommatzsch. In welchem Zusammenhang weiß ich leider nicht mehr. Lommatzsch ist die Stadt in der Lommatzscher Pflege.

Die Lommatzscher Pflege ist eine historisch gewachsene Region, deren Name seit 1517 in einer Stiftungsurkunde zugunsten des Klosters Meißen belegt ist.
Der Begriff
Pflege” bezeichnete im mittelalterlichen Feudalwesen einen Bezirk, der einem grundherrlichen Beamten zur Verwaltung übergeben wurde. Später wurde dies die allgemeine Bezeichnung für einen kleineren Verwaltungsbezirk. Bis heute hat sich – wie bei der Lommatzscher Pflege – der Begriff als Landschaftsbezeichnung erhalten.

Ich besuchte zuerst das kleine Heimatmuseum, das zwar rührig, aber doch arg strubbelig ist und keinerlei Ansatz zu irgendwelcher Recherche bietet. Ich bekam eine Adjutantin an die Seite gestellt, die mich durch das Haus führte und die eine oder andere Information einwarf. (Sie wartete sogar auf mich, als ich auf dem Weg zum Ausgang mal aufs Klo musste). Sie war erst recht mürrisch, taute dann im Gespräch aber merklich auf und war dann sehr freundlich. (wie sehr viel Sachsen übrigens) Es stellte sich heraus, dass sie selber erst seit vier Jahren in Lommatzsch lebt und mir somit keine konkreten Frage zur Vergangenheit der Stadt beantworten konnte.

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Spurensuche Tag 3 – emotional

Eigentlich wollte ich heute mal eine Pause machen. Seit neun Tagen bin ich ununterbrochen am tun und am machen, habe Trubel um mich. Heute morgen war ein bisschen die Luft raus. Ich habe etwas länger geschlafen, ein bisschen rumgedörmelt, telefonisch ein paar Dinge organisiert und dann einen Spaziergang gemacht und mich vom kräftigen Wind durchpusten lassen.
Dann dachte ich mir am Nachmittag, ach komm, dann fahre ich noch zu dem Ort, wo meine Großmutter bei ihren Großeltern aufgewachsen ist, das ist nämlich nicht weit von meinem Basecamp hier in Döbeln entfernt.

Ich wusste, dass es das Haus nicht mehr gibt. Meine Großmutter war mit meinen Eltern vor ca. 25 Jahren schon mal dort und da war es schon nur mehr eine Ruine. Da ich nicht wusste, wo genau das Grundstück ist, musste ich rumfragen, habe bei zwei Häusern geklingelt und dann waren da Leute, die schon immer dort lebten. Der alte Vater kam hinzu und er konnte sich tatsächlich noch an meinen Ururgroßvater erinnern. Der habe zu Feiertagen ein Grammophon rausgestellt und man hörte gemeinsam Musik. Seine Mutter habe immer gesagt, das Haus der Ururgroßeltern sei das schönste im Dorf. Auch an einen der Söhne konnte er sich erinnern. Von dem weiß ich, dass er im 2. Weltkrieg gefallen ist. Meine Großmutter kannte er nicht, aber ich habe dann in Gedanken kurz sein Alter überschlagen und vermutlich war sie schon fortgezogen, als er ein kleines Kind war.

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