Ein Teil der Alten Pinakothek in München wird zwecks Renovierung über den Sommer geschlossen. Das war der Auslöser für diese fabelhafte Aktion: Das Selbstbildnis des jungen Rembrandt wird in die Sommerfrische geschickt. Jeder konnte sich bewerben, eine Kopie des Gemäldes mit auf seine Reise zu nehmen. Einzige Bedingung: Die Reise mit #MyRembrandt in den sozialen Netzwerken zu dokumentieren. Ich las davon, war sofort begeistert und bewarb mich. Sehr schnell bekam ich Antwort und nur wenig später kam Herr van Rijn bei mir an und wir konnten gemeinsam den Trip nach Krakau antreten.
Das Bild war dann doch etwas größer und schwerer als ich dachte und ich war froh, ihn in mein kleines Handgepäck zu kriegen. Am Flughafen hat man ihn gar nicht bemerkt.
In Krakau war er bei all meinen Streifzügen mit dabei. Leider ließ er sich nicht hinstellen, so dass ich das eine oder andere Foto nicht machen konnte und manchmal auf Assistenz angewiesen war, was die Leute in meiner kleinen Reisegruppe (ein Teil meiner Schauspielgruppe) aber gerne taten. Sie waren erst mal etwas irritiert, als ich einen Rembrandt auspackte, von der Aktion dann aber ebenfalls begeistert und wollten natürlich unbedingt auch mit ihm fotografiert werden.
Eine amüsante Situation ergab sich im Kunstpalast, in dem zur Zeit Diplomarbeiten von Design- und Kunststudenten ausgestellt waren. Eine Studentin hatte eine Reihe Selbstportraits gemalt. Ich stellte den Rembrandt daneben um das Ensemble zu fotografieren. Plötzlich betraten eine Frau in Begleitung ihres Sohns den Raum, schnappatmete kurz als sie den Rembrandt sah und sagte was zu ihrem Sohn – auf polnisch, was ich nicht verstand. Ich nahm den Rembrandt wieder an mich, stotterte irgendwas halb deutsch, halb englisch und packte Rembrandt wieder in meine Tasche. Der Blick der Frau: unbezahlbar.
#MyRembrandt läuft nun auf Hochtouren und wird noch bis Ende August stattfinden. Die Pinakotheken haben ein storify dazu erstellt, was fortlaufend ergänzt wird.
Die Kulturkonsorten aus München haben allerdings inzwischen den Vogel abgeschossen. Irgendwie haben sie es geschafft, eine digitale Kopie (der Kopie) auf die ISS zu kriegen. Das Blog dazu gibt es hier (wird ebenfalls fortlaufend ergänzt). Es gibt auch schon ein kurzes Video von Alexander Gerst mit Rembrandt im Weltraum. [Alexander Gerst, aka Astro_Alex sollte man übrigens unbedingt auf Twitter folgen. #Randnotiz]
Das ganze ist so unglaublich und GROSSartig, das ich selbst jetzt, da es schon ein paar Tage her ist, immer noch fassunglos mit dem Kopf wackel wenn ich daran denke.
Aber neben dieser Universums Unglaublichkeit ist die Aktion der Pinakotheken auch aus anderen Gründen ganz fabelhaft. Sie haben es geschafft, die große, hehre, klassische „E-Kunst“ aus der Kathedrale des Musealen raus zu uns „normalen Menschen“ zu bringen. Zu uns nach Hause, in unsere Zeit, in unseren Alltag. Wir gehen mit Rembandt auf Reisen, essen mit ihm Würstchen und Kuchen, trinken Kaffe und Bier mit ihm, schauen mit ihm Fußball, zeigen ihm unsere Welt und integrieren ihn darin. Das analoge Erleben ist ganz konkret, die parallel dazu stattfindende digitale Kommunikation dazu selbstverständlich. [Siehe dazu das Interview mit Holger Simon im Tagesspiegel.]
Ich danke den Pinakotheken für die gradiose Idee und dass ich dabei sein durfte. Ich verfolge #MyRembrandt entzückt und freue mich über die tollen Fotos und Geschichten, die täglich reinkommen. Vielleicht gibt es im Herbst eine Quintessenz mit ein paar Zahlen zu der Gesamtaktion. Darauf wäre ich sehr neugierig.
Eine tolle Aktion, ich bin begeistert! Schade, dass ich es im Vorfeld nicht mitbekommen habe. Da hätte ich mich auch für beworben und gerne mitgemacht. Um so mehr habe ich mich hier über den Artikel und die schönen Fotos gefreut. Viele Grüße, Meike
Danke liebe Meike!
Das ist echt schade, dass Du das im Vorfeld nicht mitbekommen hast, Du hättest ja einiges bieten können. 🙂