Spa: gesund trinken und Holzkästchen

Spa, die Stadt, die weltweit allen Heilbädern und Wellnessanwendungen ihren Namen gegeben hat. Ich war morgens in der Touristeninformation mit Carola Reichert zu einer Stadtführung verabredet. Wir hatten ein bisschen Wetterpech, es regnet die ganze Zeit.

Die vielen verschiedenen Quellen in und um Spa herum heißen Pouhon, das geht auf ein wallonisches Wort zurück. Sie sind zum Teil nach berühmten Persönlichkeiten benannt, die sie besucht haben. So ist gleich im Gebäude des Touristenbüros – eine Trinkhalle von 1880 –  die Pouhon Pierre-le-Grand, benannt nach Zar Peter dem Großen.

Die Heilquellen kannten vermutlich schon die Römer im 1. Jahrhundert.

Berühmt wurden sie durch eine Kur, die Peter der Große 1717 hier machte und die ihm tatsächlich sehr geholfen hat. Das verbreitete sich dann bald in europäischen Adelshäusern und im 18. und 19. Jahrhundert traf sich dort das Who is Who an gekrönten Häuptern und andere illustre Persönlichkeiten.

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Mons: Auguste Rodin und Berlinde de Bruyckere im CAP

Nachdem Mons und ich im letzten Jahr einen nicht ganz so guten Start hatten, habe ich mich über die Gelegenheit gefreut, mit einer von Visit Wallonia organisierten Pressereise nochmal dorthin zu fahren. Anlass war die Neueröffnung und -konzeption des CAP mit einer Ausstellung zu Auguste Rodin im Dialog mit Arbeiten von Berlinde de Bruyckere. Ehrlich gesagt, Berlinde de Bruyckere und die Aussicht, sie persönlich zu treffen, war für mich der Hauptgrund, mitzufahren, denn ich bin ein absoluter Fan ihrer Arbeiten. Leider haben wir schon auf der Fahrt nach Mons erfahren, dass sie aus persönlichen Gründen nicht dort sein würde.

Transparenz: Fahrt, Unterbringung und Verpflegung wurden von Visit Wallonia und eurostar übernommen. Vielen Dank dafür, das war alles hervorragend.

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KultourWallonie 2023 – Mons und ich, es war kompliziert

Mons und ich sind irgendwie nicht zusammengekommen. Obwohl es schon ein schönes Städtchen ist. Vielleicht hat mir das Unterbewusstsein einen Streich gespielt – es war zu der Zeit familiär schwierig – oder es war einfach nur der Wurm drin.

Am Samstag wollten wir drei Herbergsmütter in Mons zusammenkommen, wir hatten unseren ersten Termin um 11 Uhr mit einer Führung in der artothek. Ich habe an dem Morgen total verschlafen, so dass ich nicht rechtzeitig ankam und als ich nach meinen beschaulichen Tagen rund um Chimay nach Mons reinfuhr, war mir das dort alles fast schon zu groß, zu voll, zu trubelig.

Als ich endlich in die artothek stolperte, war die Führung gerade beendet. Aber es gab ein großes Hallo, endlich Wibke und Anke zu treffen! Wir schlenderten dann durch den Ort zurück zum Hotel und machten einen kurzen Abstecher in die Stiftskirche Sainte-Waudru, die der heiligen Waltraud von Mons gewidmet ist.

Am Nachmittag fuhren wir nach Grand-Hornu. Das hat mich sehr beeindruckt und war neben der Maison Losseau auch mein Highlight.

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Serienjunkie: Die Kunst des Vorspanns

In den Untiefen meiner Entwürfe hatte ich einen angefangen  Beitrag von 2015 über Serien-Vorspänne gefunden. Auslöser war damals der Vorspann der ersten Staffel von True Detective (2014), die Serie fand ich phänomenal und den Vorspann auch. Gute Geschichte, fabelhaft erzählt, spitzen Schaupieler – Matthew McConaughey war die Entdeckung für mich, und die Artefakte des Killers wurden vom Künstler Joshua Walch kreiert.

Es ist fast schon ein eigenständiges Musik-Video. Wunderschöne poetische Doppelbelichtungen, ein bisschen verstörend, mystisch, die die Atmosphäre der Serie perfekt einfangen. Selbst die Standbilder der einzelnen Sequenzen funktionieren hervorragend für sich als Einzelwerke. Völlig zur Recht 2014 mit dem Outstanding Main Title Design Emmy ausgezeichnet. In den Kommentaren steht, das sei ja simpel After-Effects Nutzung, aber jemand hat sich den Spaß gemacht, den Vorspann von Games of Thrones im Look von True Detective zu machen, was im ersten Moment ganz witzig ist, aber hier fehlt mir doch die Poesie und es ist eben doch nicht nur alles Software oder Technik.

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Die Abtei von Orval

Nach meiner Führung auf der Burg von Bouillon, nahm ich einen kleinen Mittagssnack in der Sonne ein und fuhr dann am Nachmittag zur Abtei Notre-Dame d’Orval.

Das Kloster selber kann man als Gast besuchen, ist aber so der Öffentlichkeit für Besichtigungen nicht zugänglich.

Man wandelt also durch die Ruinen aus dem 17. Jahrhundert und atmet Geschichte. Was für ein herrlicher, kontemplativer Ort. Ich war ja unter Woche an einem späten Nachmittag dort und es waren relativ wenig andere Menschen da. Ich mag es mir gar nicht vorstellen, wie das möglicherweise im Sommer, in den Ferien dort ist, wenn Menschenmassen unterwegs sind.

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Eine Typologie: Museumsschließfächer

Als ich 2018 begann, meine Instagram Storys zu Kunstausstellungen für WDR 3 zu machen, überlegte ich, was ich bei den mannigfaltigen Museumsbesuchen für mich als kleines Fotoprojekt machen könnte. Da ich auf Typologien und Serien stehe, kam ich irgendwann auf die Museumsschließfächer, denn die gibt es fast überall. Seither gilt meine Aufmerksamkeit bei Museumsbesuchen auch immer den Garderoben.

Es ist wirklich interessant, was sich erschließt, wenn man sich mit solch alltäglichen, banalen Dingen beschäftigt und mal einen genauen Blick darauf wirft. Oft sind die Garderoben schäbige kleine Ecken oder Räumchen, irgendwo, der Appendix eines Hauses. Oft sind sie in der Nähe der Toiletten angesiedelt, manchmal im Foyer. Manchmal gibt es dort Personal, meistens nicht. Manchmal sind sie sehr schön gestaltet und integrieren sich auch konzeptionell ins Haus. In der Gesamtschau finde ich es erstaunlich, wie viele unterschiedliche Schließfächer es gibt. Formate, Farben, Beschriftung – ich glaube, es ist kein einziges Doppel dabei.

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Rebellische Pracht – Produktdesign der 1980er Jahre

Als ich von der Ausstellung Rebellische Pracht – Design-Punk statt Bauhaus im Marta Herford hörte dachte ich zuerst: „Cool, Punk!“ Und dann „Oh nein, der gräßliche Kram! Den fand ich damals schon scheußlich.“ (Ich sagte das auch genau so Museumsdirektor Roland Nachtigäller, nicht dass ihr denkt, ich lästere hier hinterrücks. 😉 )

Als wir Herbergsmütter dann Ende Juni in Herford waren, habe ich mir die Schau natürlich auch angeguckt und ich muss bisschen relativieren …

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Autos im Museum

PS - ich liebe Dich

Seit Mai habe ich also diesen Traumjob: Für den Instagram-Account wdr3_im_museum mache ich die Storys. Jede Woche besuche ich in NRW eine Ausstellung und bastel dazu eine kleine Story. Ich komme in Museen, in denen ich noch nie war und sehe ziemlich viel fabelhafte Kunst.

Welche Ausstellungen ich besuche, hängt von mehren Parametern ab: ich mache Vorschläge, öffentlich rechtliche Dinge spielen eine Rolle, die Entscheidung fällt dann immer in Absprache mit der Onlineredaktion. Bei meinen Vorschlägen spielen persönliche Vorlieben eine Rolle, aber auch, was zu sehen ist. Kleinteilige Flachware hinter Glas hat immer geringere Chancen, als Skulpturen, Installationen oder Großformatiges.

Auto TürgriffBei der Ausstellung „PS: Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre“ im Kunstpalast dachte ich: Super, da kann man schön die Formen abfilmen, die Lichreflexionen. Was ich nicht bedacht hatte war, dass in den schön auf Hochglanz polierten Autos sich nicht nur das Licht, sondern auch die Frau mit der Handykamera spiegelt. Und ausgerechnet diese Ausstellung, die mich inhaltlich relativ wenig interessierte, hat sich nachhaltig in meinem Kopf festgesetzt, so sehr, dass ich hier darüber schreibe.

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Museumsperle: Die Puppentheater-Sammlung im Münchner Stadtmuseum

Puppen- und Figurentheater-Sammung, Münchner Stadtmuseum

In der Regel gehe ich doch überwiegend in Kunstmuseen- / Ausstellungen. Als ich neulich in München war, ging ich ins Stadtmuseum – weil ich unbedingt die Ausstellung „No secrets! – Bilder der Überwachung“  sehen wollte.

2002 habe ich im ZKM ctrl space gesehen und das hat mich nachdrücklich beeindruckt. Das Thema ist natürlich immer aktuell und die Aspekte ändern sich. Seit Edward Snowden und Julian Assange, NSA, Prism, Big Data, der fortschreitenden Digitalisierung und Social Media sowieso.

Die einzelnen Objekte und Arbeiten bei No secrets waren interessant, die Gesamtkonzeption der Ausstellung hat mich aber nicht überzeugt, weil sie sich wohl nicht so recht zwischen Dokumentation und künstlerischer Auseinandersetzung entscheiden konnte. Die Ausstellung ist zweigeteilt, einen weiteren Part gibt es in der Eres-Stiftung, leider hat sich mir das vor Ort nicht erschlossen, sonst hätte ich mir das auch noch sehr gern angeschaut.

Die echte Entdeckung – und Museumsperle – war für mich die umfangreiche Puppen- und Figurentheater- und Schausteller-Sammlung.

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Brutal schön – Design und Gegenwartsdesign

Ausstellungsplakat brutal schön, Marta Herford

In Sachen Kunststrudel habe ich in letzter Zeit einiges zu Esswerkzeugen gelesen und mir Gedanken darüber gemacht, wie Design unser individuelles und gesellschaftliches Verhalten beeinflusst, formt und/oder verändert. Und wie Design grundsätzlich das individuelle oder gesellschaftliche Verhalten ändern kann. Da fiel mir ein Hinweis zur Ausstellung Brutal schön – Gewalt und Gegenwartsdesign im Marta Herford vor die Füße und ich bin relativ spontan hingefahren.
Ich habe mir ehrlich gesagt in all den Jahren noch nie wirklich Gedanken über Gewalt und Design gemacht, aber klar, auch Waffen werden gestaltet. Und wenn Design das individuelle und gesellschaftliche Verhalten verändern kann, kann Design Gewalt forcieren, abmildern oder verhindern? Liegt am Ende der Weltfriede in den Händen von Designern? Mit diesen Gedanken fuhr ich nach Herford.

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