Kleiner Einblick in meine Hobby-Familienforschung

Als ich Anfang der 2000er Jahre mit meiner Familienforschung begann, war im Internet noch nicht viel zu finden, aber von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Möglichkeiten und Quellen dazu.

Zum Beispiel gibt es bei Matricula Online ziemlich viele digitalisierte Kirchenbücher des Erzbistum Münster und die stehen frei zur Verfügung. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich entdeckt,  dass es einen Familienzweig gibt, der zwei Generationen lang in Münster lebte. Was habe ich da für Entdeckungen gemacht! Auch das Stadtarchiv Münster ist ziemlich weit vorne mit der Digitalisierung. Hier wurde ich sehr fündig bei den Einwohnerregistern und Adressbüchern, die auch immer eine interessante Quelle sind. Das ist, wie einen Schatz zu heben.

Zuletzt habe ich bei Archion, einem Portal, das evangelische Kirchenbücher – leider kostenpflichtig – zur Verfügung stellt, recherchiert und ein paar 1000 Seiten Kirchenbücher gesichtet. Von einem Familienzweig, der über Generationen in einem um die 1.000-Seelen-Dorf in Sachsen lebte.  Eine vor-Ort-Recherche wäre hier strapaziös bis unmöglich gewesen.

Von 1644-1875 stehen die Kirchenbücher zur Verfügung. Alles davor ist verbrannt/vernichtet, wie ich der Chronik des Dorfes entnehmen konnte. Wie so vieles im Dreißigjährigen Krieg, aber es waren ja immer irgendwo irgendwelche Kriege. Schade, dass die Digitalisate nur bis 1875 gehen, die Zeit danach hätte mich eigentlich noch mehr interessiert. Das hat vermutlich mit den Persönlichkeitsrechten zu tun, aber da hätte man ja noch locker 25 Jahre draufpacken können und bei den Sterberegistern noch viel mehr. Nojo.

Ich habe alle Einträge von Menschen mit dem Familiennamen Scheinpflug/Scheunpflug gescreenshotet und abgeschrieben. Wer davon zu meinen Vorfahren gehört, wird im nächsten Schritt überprüft. Das wird ein schönes Puzzle.

Ich habe alle Einträge von Menschen mit dem Familiennamen Scheinpflug/Scheunpflug gescreenshotet und abgeschrieben. Wer davon zu meinen Vorfahren gehört, wird im nächsten Schritt überprüft. Das wird ein schönes Puzzle.

Ausgangspunkt meiner Familienforschung ist ein Abstammungsnachweis – dem so genannten Ariernachweis –  den meine Großeltern väterlicherseits zu ihrer Hochzeit anfertigen mussten, da mein Opa Polizist und damit im öffentlichen Dienst war.

Der geht drei Generationen zurück, bis zu einem Geburtsdatum von 1759. Ich habe nochmal nachgeschlagen und mit den drei Generationen ist es der “große Ariernachweise”. Der kleine, bis zu den Großeltern, hätte für Menschen im öffentlichen Dienst eigentlich gereicht. Der “große” war für Bewerber bei der SS vorgesehen. Mein Opa war zwar ab 1939 in der NSDAP, aber Hinweise auf die SS habe ich keine. Aber ich schweife ab, das wäre nochmal ein anderes Thema.

Zurück zu den Namen Scheinpflug/Scheunpflug. Ich tue mich sehr schwer damit (alte) Handschriften zu entziffern und bei den sehr alten Einträgen ist es kaum zu unterscheiden, ob es ein “ei” oder “eu” ist und als ich irgendwann feststellte, dass ein Vorfahr in seinem Geburtseintrag Scheinpflug und auf dem Todeseintrag Scheunpflug hieß, habe ich mich dazu entschlossen, dass mit das egal ist und ich sie alle nehme.

Was die Hobbyforscherin fertig macht:

Es gibt für einige Jahrgänge doppelte Kirchenbücher (Abschriften?) Vorteil: Manche sind lesbarer als andere. Nachteil: manche Personen sind in einem anderen Jahr datiert. Alles identisch: Geburtstag und -stunde, Taufdatum, Name des Vaters und der Mutter, aber ein Jahr später!  Oder die Variante, alles identisch, bis auf den Namen der Mutter.

Screenshot Geburtsregister 1858Bei Anna Auguste ist alles gleich. Bis auf das Geburtsjahr: oben von 1858 unten von 1859 und der Name der Mutter ist ein anderer.

Viele der frühen Einträge sind zum Teil nahezu unlesbar. Zum einen wegen der katastrophalen Sauklaue, zum Teil aber auch, weil sie in einem sehr schlechten Zustand sind. Vor meinem geistigen Auge sitzt da ein uralter, tüddeliger Kirchenmann, der irgendwas ins Kirchenbuch kritzelt.

George Scheunpflug hat 1711 irgendjemanden geheiratet.

Hochzeitsregister 1711

Es kommt auch immer mal vor, dass da ein Name hingeschrieben und dann durchgestrichen wurde. “Ach, das Kind, das ich gerade getauft habe, heißt gar nicht Christiane? Ok, dann streiche ich das durch und schreibe Johanna drüber.” Und wie heißt dieser Mensch nun wirklich?

Hochzeitsregister 1786

 

Auch die Schreibweise der Namen variiert. Der gleiche Mensch heißt bei seiner Hochzeit 1806 Carl, bei seiner zweiten Hochzeit 1819 Karl.

Heiratsregister 1806 und 1819

Bis ca. 1690 wird bei den Geburtseinträgen der Name der Mutter nicht erwähnt. Frauen? Namenlose Arbeits- und Gebärmaschinen. Die Pat*innen werden sehr wohl namentlich genannt.

Geburtsregister 1654

Und manchmal wir auch was vergessen, zum Beispiel die Namen der Bräute.

Heiratsregister 1691 - ohne Namen der Bräute

 

Sehr erfreulich ist es immer, wenn jemand in den Geburts-, Heirats-, oder Sterberegistern im Nachhinein andere Lebensdaten eingetragen hat. Das hilft doch sehr bei der Zuordnung. So habe ich im letzten Jahr zufällig herausgefunden, dass mein Opa, bevor er meine Oma heiratete, schon mal verheiratet war. Das war quasi ein Schock. Darüber ist in der Familie nie gesprochen worden und es gibt nun niemanden mehr, den ich dazu befragen kann.

Heiratsregister 1838

 

War das alles bei Katholiken und Evangelischen gleich? Ich meine, bei den Kirchenbüchern des Erzbistums Münster nicht so viele Fehler und Unstimmigkeiten entdeckt zu haben.  Ich kann es aber nicht beurteilen, weil meine Forschungen bei den katholischen Vorfahren  (noch) nicht so weit zurück reichen.

 

2 Kommentare

  1. Ich bewundere das sehr, wie du das verfolgst. Mit zunehmendem Alter würde ich auch gerne mehr wissen über die Vorfahren. Bin aber zu ungeduldig!! Klasse, wenn man solche Archivfunde gut aufarbeitet!!!

    • Mir macht dieses recherchieren ja totalen Spaß und ich kann mich da wirlich stundenlang reinversenken. 🙂

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