Rund um den Hauptakt, der Presse-Preview rund um das CAP und die Rodin Ausstellung, haben wir noch einiges vom Mons gesehen und vor allem immer lecker gegessen.
Stadtführung
Wir kamen vormittags in Mons an und nach der Gepäckabgabe im Hotel ging es erst mal zu einem Mittagessen im Boule de bleu. Geführt von einer herzlichen und charmanten Wirtin, gibt es hier ausschließlich Salate, aber was für welche! Köstliche Sattmacher.
Danach folgte eine Stadtführung mit der grandiosen Catherine Stilmant. Diese Frau hat unglaubliches Entertainment-Talent. Ich glaube, ich habe noch nie so viel bei einer Stadtführung gelacht. Stadtführungen seien ihr Hobby, im Hauptberuf arbeitet sie im Bereich kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche bei der Fédération Wallonie-Bruxelles. Im Schnelldurchlauf haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Mons gesehen: Das Rathaus (den Affen immer mit der linken Hand streicheln., das bringt Glück) und den großen Markt, die Kirche St. Elisabeth, das Mundaneum, die Maison Losseau (die hatte ich im letzten Jahr ausführlich besichtigt), das Musée du Doudou und den Belfried. Durch das Tor des Rathaus und dann durch einen blumengeschmückten Gang kommt man in den Garten des Bürgermeisters. Dort standen bei unserem Besuch die Bürger von Calais – nicht die aus Calais, sondern eine Leihgabe der Domaine de Mariemont, unweit von Mons – im Rahmen der Ausstellung „Rodin – Eine moderne Renaissance“.
Kurz ausruhen im Hotel. Wie schon im letzten Jahr bei unserer KultourWallonie, waren wir im St. Martin’s Dream Hotel untergebracht. Da hatte ich schon ein bisschen gerantet. Konnte ich damals die schönen großen Fenster nicht öffnen, konnte ich nun aus den Fenstern nicht rausgucken. (Auch nicht zu öffnen). Die Zahnputzbecher aus Pappe waren immer noch in Plastik eingeschweißt. Mein Zimmer war sehr groß und war mit drei Betten ausgestattet, da konnte ich das große benutzen, ohne Angst zu haben, rauszufallen. Die Leselichtsituation war aber leider auch in diesem Zimmer nicht sehr gut. Aber so ist das vielleicht, wenn eine Kirche zu einem Hotel umgebaut wird und schön sind die neugotischen Bögen im Zimmer und der illustrative Teppich. Was mir sehr gut gefiel, man hat im Zimmer die Möglichkeit, sich Kaffee oder Tee zu machen.
Diesmal habe ich dann aber auch das Frühstück genutzt, was sogar mich als Nicht-Frühstückerin überzeugt hat. Leckeres Brot, guter Kaffee, meine Mitreisenden lobten das Müsli.
Abends waren wir im Oscar wieder lecker essen.
Am Freitag ging es dann zur Presse Preview zum CAP. Dazu hatte ich schon was geschrieben. Damit waren wir tatsächlich fünf Stunden beschäftigt und danach ganz schön platt. Ich konnte dann nur noch einen kurzen Ringel durch die Stadt machen, wieder im Hotel ausruhen, um dann im El Camerluche wieder gut zu essen und zu trinken.
Der Samstag war “programmfrei” und ich bin mit Anke nochmal ins Mundaneum gegangen, weil mich die Ankündigung der Sonderausstellung “#Fake Images” sehr gereizt hat. Ich hatte mir vorgestellt es ginge um Fotos und KI, aber im Untertitel, den ich nicht gelesen hatte, heißt es „Entlarven Sie die Gefahren von Stereotypen” und es ging um Antisemitismus, Verschwörungstheorien, Hate Speech, etc. Das ist natürlich auch interessant und wichtig, aber das war jetzt nicht das, was ich erwartet hatte. Die Ausstellung war unglaublich textlastig, immerhin dreisprachig, also auch auf englisch, aber das war mir an diesem Samstagvormittag zu anstrengend.
Das Mundaneum entstand 1889 nach einer Idee von Henri La Fontaine (1854-1943), Jurist und Friedensnobelpreisträger von 1913 und Paul Otlet (1868-1944), dem Vater der Dokumentation. Sie wollten das Wissen der Welt dokumentieren und taten dies: in Zettelkästen, sortiert und nach dem Universellen Dezimalsystem. Heute gelten die beiden damit als Pioniere des World Wide Web. Neben den persönlichen Archiven der Gründer besitzt das Mundaneum u. a. die 12 Millionen Karteikarten des Universal Bibliographic Repertory (UNESCO-Erbe „Memory of the World“). Die Vision der beiden: Weltfrieden durch Wissen.
Streetart
Dann haben wir uns noch einiges von der allgegenwärtigen Streetart angeguckt. Da haben die in Mons ein wirklich tolles Konzept: Internationale Künstler*innen werden eingeladen, Hausfassaden zu gestalten. Bedingung ist, dass die Arbeit etwas mit dem Ort zu tun hat. So befidet sich z. B. „Global City“ von Leonidas Giannakopulos gegenüber des Mundaneums. Es gibt einen Stadtplan mit den Werken, die man so wunderbar abspazieren kann und noch was über die Künstler*innen erfährt.
2015 war Mons Kulturhauptstadt Europa und man wollte das nicht verpuffen lassen. Mit einer Kunstbiennale , einer großen Ausstellung von Niki de Saint Phalle und dem „L’Art habite la Ville“ startete man dann 2018 durch.
Danach haben wir die Koffer abgeholt und ratternd ging es zum Bahnhof. War bestimmt ein lustiger Anblick, unsere 10-köpfige Gruppe mit ihren Rollköfferchen, die übers allgegenwärtige Kopfsteinpflaster rumpeln.
Ich muss dann jetzt doch mal Werbung machen: Wir reisten mit dem Eurostar nach Mons (Also bis Brüssel), wie auch schon zweimal zuvor nach Lüttich. Grandioserweise in der Premium Klasse. Jetzt ist man als deutsche Bahnbenutzerin ja nicht sehr verwöhnt und ich bin auch schon im ICE 1. Klasse gefahren, aber dieses Premium ist schon sehr nice. Nicht nur die kuscheligen, sehr bequemen Sitze, der Hammer sind das exquisite Essen und vor allem der Kaffee. Es ist möglich in einem Zug einen hervorragenden Kaffee zu servieren!!!
Der Eurostar legt auch hier Wert auf Nachhaltigkeit. Das Essen ist regional und saisonal zubereitet, auf Plastikbecher und -besteck wird verzichtet. Eurostar war ja früher Thalys, und das gebrandete Thalys-Geschirr wird weiterhin verwendet – auch nachhaltig und nicht picky wegen Corporate Design. (Vor lauter Begeisterung habe ich bei beiden Fahrten vergessen, das Essen zu fotografieren. Das Foto links zeigt Wibkes Frühstück von unserer Reise nach Lüttich ein paar Wochen zuvor.)
Was ich nett finde: Schon am Bahnsteig wird man von eurostar Mitarbeitenden, den Station Officers, angesprochen, ob man ein Ticket habe (man braucht ein eurostar-Ticket, Bahn- oder Deutschlandtickets gelten nicht, was auch mantramäßig an jedem deutschen Bahnhof durchgesagt wird), in welchem Waggon man sitzt und sie sagen einem dann, wo dieser Waggon halten wird. Das hat fast etwas von reisen im 19. Jahrundert. 😉
Gut, günstig ist es nicht. Auch nicht in der Standard-Klasse im Vergleich zur Bahn. Dafür ist man aber immer auf die Minute pünktlich, was ja auch sehr viel wert ist.
Abflug, ähm Abfahrt
Der Bahnhof in Mons ist übrigens der Geschwisterbahnhof von Lüttich. Ebenfalls entworfen von Santiago Calatrava. Daran wird seit Ewigkeiten gebaut. 2004 war das Projekt ausgeschrieben, 2006 wurde mit dem Bau begonnen, seit 2015 sollte es eigentlich längst fertig sein. Ursprünglich war nur eine Fußgängerbrücke geplant, dann wurde ein Bahnhofsneubau daraus. Die veranschlagten Kosten haben sich (stand 2020) verzehnfacht. Auch andere Länder können Bauskandale! Die ewige Baustelle ist zerrüttend für die Monser*innen und alle Reisende.
Das Hauptgebäude, das wie ein Ufo aussieht, finde ich absolut großartig. Es sieht aus, als könne man es betreten und dann damit davonfliegen.
A bientôt Mons! Schön, dass wir uns nun angefreundet haben.
Mittlerweile wächst einem Mons echt ans Herz, nicht wahr? So viel, was man da entdecken kann und ein schönes Lebensgefühl, das du auch fabelhaft eingefangen hast.
Dieses Städtchen hat wirklich was. Danke fürs lesen und mögen. 🙂