Auszeit im Norden – Teil 2: Kopenhagen und drumherum

Auf dem Weg von Falster nach Kopehagen machte ich Halt beim Holmegaard Glaswerk. Eine traditionelle Glasbläserei, die inzwischen neben einem großen Shop, einer Show-Glasbläserei auch ein Museum für Glas und Keramik ist. 1825 gründete Henriette Danneskiold-Samsøe das Werk und baut drumherum eine Siedlung für die Arbeiter und Schulen für deren Kinder. Das Werk wurde in einem Torfmoor angesiedelt, um genügend Brennstoff für die Öfen zu haben. Fast zehn Jahre lang wurden hier nur grüne Gebrauchsflaschen produziert, ehe man auch Haushaltsgläser und später Kunst- und Industriegläser herzustellen. 1906 entwirft die Designerin und Keramikerin Svend Hammershøi das erste Design für Holmegaard und ab da werden Designer*innen und Künstler*innen beauftragt für das Werk zu entwerfen. Die fantastischen Sammlungspräsentation von rund 40.000 Teilen zeigt alle Stücke, die hier jemals entworfen und produziert wurden.

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Auszeit im Norden – Teil 1

Dieses Jahr war nicht besonders gut zu mir. Irgendwann hatte ich mir überlegt, mir mal für vier Wochen eine Auszeit zu nehmen. Zu Beginn hatte ich überhaupt keine Idee, wohin ich wollte, irgendwann kam mir dann in den Sinn, ich fahre Richtung Norden, vielleicht Niedersachsen oder Schleswig-Holstein, dann saß ich vor der Karte und dachte, ach guck, Dänemark, ich wollte immer schon mal nach Falster und dann dachte ich, wenn ich schon mal da bin, kann ich auch nach Kopenhagen und wenn ich schon mal da bin kann ich auch dorthin … Ursprünglich hatte ich das für September geplant, aus Gründen ist es dann Oktober geworden und wegen Wetter bin ich nach drei Wochen zurückgekehrt. Aber es war schön und hat gut getan.

In den ersten Tagen in Schleswig-Holstein war ich damit beschäftigt, den Alltag hinter mir zu lassen. Ich bin einfach durch die Gegend gefahren und gelaufen, habe mir kleine Örtchen angeschaut und war mal kurz an der Ostsee. Das Wetter war durchwachsen.

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ministeck Koinzidenzen

Manchmal gibt es im Leben lustige Zufälle und Zusammenspielereien.

2005 habe ich mit den Partner:innen meiner damaligen Agentur und dem Künstler Stephan Brenn die ministeckiade erfunden. Wir haben eine Auschreibung gemacht und Menschen mit einem ministeck-Paket versorgt und diese dann zum Thema “Lass mal stecken” arbeiten lassen. 2006 hatten wir das wiederholt mit dem Thema “Fetisch”.

Während der Vorbereitungen zur 2. ministeckiade kam ich irgendwann an einer Galerie vorbei und sah dort Bilder von Reinhard Voigt , der seit den 1970 Jahren ministeckartige Bilder malt. Ich war davon so begeistert, dass ich Kontakt zu ihm aufnahm und ihn fragte, ob er an unserer ministeckiade teilnehmen will und er wollte tatsächlich! Er lebte damals noch in den USA und so gingen zweimal ministeck-Pakete und -Arbeiten über den großen Teich.

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KultourWallonie 2023 – Mons und ich, es war kompliziert

Mons und ich sind irgendwie nicht zusammengekommen. Obwohl es schon ein schönes Städtchen ist. Vielleicht hat mir das Unterbewusstsein einen Streich gespielt – es war zu der Zeit familiär schwierig – oder es war einfach nur der Wurm drin.

Am Samstag wollten wir drei Herbergsmütter in Mons zusammenkommen, wir hatten unseren ersten Termin um 11 Uhr mit einer Führung in der artothek. Ich habe an dem Morgen total verschlafen, so dass ich nicht rechtzeitig ankam und als ich nach meinen beschaulichen Tagen rund um Chimay nach Mons reinfuhr, war mir das dort alles fast schon zu groß, zu voll, zu trubelig.

Als ich endlich in die artothek stolperte, war die Führung gerade beendet. Aber es gab ein großes Hallo, endlich Wibke und Anke zu treffen! Wir schlenderten dann durch den Ort zurück zum Hotel und machten einen kurzen Abstecher in die Stiftskirche Sainte-Waudru, die der heiligen Waltraud von Mons gewidmet ist.

Am Nachmittag fuhren wir nach Grand-Hornu. Das hat mich sehr beeindruckt und war neben der Maison Losseau auch mein Highlight.

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KultourWallonie 2023 – Chimay und Umgebung

Große Freude! Wie schon im letzten Jahr durften wir Herbergsmütter auch dieses Jahr wieder auf Einladung von Belgien Tourismus Wallonie auf #KultourWallonie gehen. Ebenfalls wie im letzten Jahr starteten wir drei jede an einem anderen Ort. Diesmal kamen wir am Samstag in Mons zusammen, dazu mehr in einem seperaten Blogpost.

Transparenz: Reisekosten, Unterbringung, einige Besichtigungen und Abendmahlzeiten wurden von Belgien Tourismus Wallonie übernommen und es wurde ein kleines Honorar gezahlt.

 

Ich startete dieses Jahr in Chimay, eine Gemeinde in der Provinz Hennegau mit knapp 1.000 Einwohnern, im Südwesten der Wallonie, nahe der französischen Grenze und ca. dreieinhalb Autostunden von Köln entfernt. Ich reiste entspannt am Mittwoch an und meine erste Verabredung hatte ich nachmittags im Schloss.

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Serienjunkie: Die Kunst des Vorspanns

In den Untiefen meiner Entwürfe hatte ich einen angefangen  Beitrag von 2015 über Serien-Vorspänne gefunden. Auslöser war damals der Vorspann der ersten Staffel von True Detective (2014), die Serie fand ich phänomenal und den Vorspann auch. Gute Geschichte, fabelhaft erzählt, spitzen Schaupieler – Matthew McConaughey war die Entdeckung für mich, und die Artefakte des Killers wurden vom Künstler Joshua Walch kreiert.

Es ist fast schon ein eigenständiges Musik-Video. Wunderschöne poetische Doppelbelichtungen, ein bisschen verstörend, mystisch, die die Atmosphäre der Serie perfekt einfangen. Selbst die Standbilder der einzelnen Sequenzen funktionieren hervorragend für sich als Einzelwerke. Völlig zur Recht 2014 mit dem Outstanding Main Title Design Emmy ausgezeichnet. In den Kommentaren steht, das sei ja simpel After-Effects Nutzung, aber jemand hat sich den Spaß gemacht, den Vorspann von Games of Thrones im Look von True Detective zu machen, was im ersten Moment ganz witzig ist, aber hier fehlt mir doch die Poesie und es ist eben doch nicht nur alles Software oder Technik.

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Eine Villa in Nippes 3 – Recherche zu Kretzer & Wirtgen – Biografie eines Häuserblocks

Screenshot Open Streetmap Nordstraße

Im März 2021 hatte ich angefangen über die Kretzer Villa in Nippes zu schreiben und zu recherchieren. Und irgendwie beschäftigt mich das weiter. Ab und zu gehe ich dort vorbei und schaue, was sich da tut. (Und ich weiß inzwischen, dass die Villa in guten Händen ist.)

Ich habe mir die Mühe gemacht und die alten Adressbücher von Köln durchforstet. Das Tolle ist ja, dass darin auch immer die Hausbesitzer vermerkt sind.

(Außer mir und vielleicht noch den Menschen vom  Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e. V. interessiert diese Recherche wahrscheinlich niemanden.)

Laut Nippes-Wiki  wurde die Firma Kretzer & Wirtgen „1875 von Wilhelm Kretzer und Julius Wirtgen gegründet, und zwar auf einem Gelände nördlich der Nordstraße.“ Möglicherweise stimmt das nicht ganz, denn in den Adressbüchern taucht die Firma Kretzer & Wirtgen erstmals 1879 auf, und zwar in der Neusser Straße 86a. 1888 taucht erstmalig die Nordstraße auf, Kretzer & Wirtgen (Harzerzeugnissefabrik) firmieren dort noch ohne Hausnummer.

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Eine Villa in Nippes – wie es weitergeht

Ich mache hier mal einen zweiten Blogpost auf, für die weitere Dokumentation zum Fortgang der Bauarbeiten neben der Kretzer Villa in Köln Nippes.

Der letzte Stand war Juni 2021: Die Ruhe vor dem Sturm.

Oktober 2021: Die Abbrucharbeiten beginnen Ende August 2021. Am 10.9. ist alles weg. Die Villa steht nun schon sehr lange leer. Von Renovierung oder Restaurierung keine Spur. Tut der Substanz auch nicht gut.

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Corona Tagebuch Januar 2023

Tag 1, Fr. 20.1.2023 Abends erste leichte Symptome: Mattigkeit, hüsteln.

Tag 2 Morgens mit der vollen Packung aufgewacht: 39° Fieber, Schüttelfrost, Mörderhusten, Gliederschmerzen, totale Mattigkeit. Ich tippe auf einen grippalen Infekt, denn der Test ist negativ.

Tag 3 Das gleiche am Sonntag. Also, mich hat es voll erwischt, ich vermute immer noch grippalen Infekt, schreibe einer Freundin, ob sie mir am Montag was einkaufen kann. Und während ich das tippe, ist der Test positiv.

So ein verdammter Heck! Seit fast drei Jahren bin ich supervorsichtig, schränke mich mit meinen sozialen Kontakten ein und trage konsequent FFP2-Masken. Tatsächlich bin ich aber seit ein paar Wochen etwas lässiger. Nach wie vor gehe ich in jedes Geschäft mit Maske, aber es gab schon seit einiger Zeit Verabredungen in Cafés und Restaurants. Für den Job hatte ich am Montag Videointerviews gemacht, auch hier hatte ich die Maske weggelassen. Mittwoch war ich mit einer Freundin in einem Restaurant, Donnerstag hatte ich eine Bekannte zu Hause besucht. Tja.

Die 7-Tage Inzidenz liegt in Köln gerade bei 80,5, aber wer lässt sich noch testen in these days oder meldet eine Erkrankung? Immerhin kann man jetzt seinen Selbsttest in die Corona-App laden und das habe ich getan. Abgesehen davon, dass ich alle meine Kontakte der letzten Woche angeschrieben habe. Ist bei mir ja trotz allem recht übersichtlich und gut nachvollziehbar.

Kaffee schmeckt noch. Zigaretten nicht.

Abends hatte ich das Gefühl, dass es etwas besser ging, Fieber war etwas gesunken. Ca. um Mitternacht ins Bett, konnte dann aber nicht schlafen. Wieder aufgestanden, Tee gekocht, Tagebuch geschrieben, noch etwas gelesen, um 2:30 Uhr wieder ins Bett. Irgendwann eingeschlafen.

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Serienjunkie: Chernobyl, Treason, Teheran

Ich bin ja Serienjunkie und teile das was ich sehe mitunter ganz gerne, stelle aber gerade fest, dass ich manchmal mehr zu sagen habe, als in einen Tweet, oder neuerdings Toot passt. Und weil ich gerade was gucke, was mich sehr bewegt, schreibe ich das mal hier auf und zukünftig vielleicht auch öfter. Und außerdem komme ich ja auch gerne von Höcksken aufs Stöcksken. 😉

Ich habe gerade Chernobyl geschaut. Die US-amerikanisch-britische  Miniserie von 2019 beschreibt die Nuklearkatastrophe von 1986 und ich stellte fest, dass ich überhaupt keine Erinnerung daran habe, also daran, was das mit mir gemacht hat. Ich war da knapp 20 Jahre alt, also bei vollem Bewusstsein, aber ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich das damals wahrgenommen habe, ob wir im Freundeskreis darüber gesprochen haben, ob sich unser familiäres oder mein Verhalten geändert hat. Ganz diffus erinnere ich mich, dass wir eine Weile bestimmte Dinge nicht mehr gegessen haben, aber das war es auch.  Sehr seltsam, aber manchmal hat man vielleicht so schwarze Löcher im Gedächtnis.

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