Ich bin jetzt nicht dafür bekannt, irgendwelche Tools zu besprechen, aber hier brennt es mir ein bisschen unter den Fingern.
Wie so viele bin ich schon länger auf der Suche nach einer Alternative zu Instagram. Spätestens seitdem Mark Zuckerberg sich hündisch in die Trump/Musk Clique reingeschleimt hat, will man dessen Produkte ja nicht mehr benutzen.
Facebook ist für mich persönlich uninteressant, WhatsApp habe ich noch nie benutzt, Threads hat ein bisschen Unterhaltungswert, aber ich vergesse mehr und mehr, da reinzuschauen und es bietet keinen wirklichen Mehrwert fürs Leben. Aber Instagram ist für mich ein Dilemma, auch weil ich es beruflich nutze.
Seit meiner Emigration von Twitter zu Mastodon gucke ich mir immer mal an, was bei PixelFed so los ist, aber das kommt leider nicht in die Puschen. Weder die Webanwendung, noch die Apps, die ich getestet habe, funktionieren. Das ist eine ziemliche Vollkatastrophe, auch in Anbetracht der Tatsache, dass dort nun schon seit mindestens zwei oder drei Jahren dran gearbeitet wird, aber wenn ich das richtig sehe, ist das auch nur ein Mensch.
Auf Kickstarter stehen bis heute (20.2.2025) 83.281 EUR bereit, die Kampagne läuft noch bis zum 8. März und es stimmt mich optimistisch, dass es dann möglicherweise schnell geht, denn mit dem Betrag kann man bestimmt ein paar spitzenmäßige Programmierer bezahlen, die das technisch auf Vordermann bringen.
In der Zwischenzeit habe ich jetzt gut zwei Wochen lang Foto getestet, das bis zum 22.2.25 noch in der Beta Phase ist. [Edit: gerade gesehen, dass die App gelauncht ist, aber wohl noch nicht in allen Ländern und Stores verfügbar. Vielleicht dauert es noch eine Weile bis das komplett durchgesintert ist].
Im Grunde ist das Look and Feel ganz gut. Sehr minimalistisch, man kann nur jeweils ein Foto posten, dieses liken oder kommentieren. Man sieht nicht, wie viele Follower jemand hat und man sieht nicht, wie viele Likes ein Foto hat. Das finde ich zwar ein bisschen schade, kann aber damit leben.
Das Fotoformat ist egal, der Feed gestaltet sich dadurch ganz hübsch. In der App kann man die Fotos nicht bearbeiten.
Leider tummeln sich dort bislang nur überwiegend so Fotografen Fotografen, das heißt entweder professionelle oder sehr ambitionierte Hobby-Fotografen. Ich gendere das bewusst nicht, denn bislang habe ich dort nur drei Frauen entdeckt.
Ich kriege ja schon die Krise, wenn alle Fotos mit Wasserzeichen versehen sind oder als Bildbeschreibung die verwendete Kamera, das Objektiv und die Filmbezeichnung genannt werden (oder das in die Bio geschrieben wird). Das machen glaube ich aber nur so Streber-Amateurfotografen.
Und dieser männliche und technische Blick, lässt mich auch in der Regel ratlos zurück, denn außer “Jo, gut gemachtes Foto”, lösen die meisten Fotos nichts bei mir aus.
In den FAQ heißt es “Foto is for anyone who wants to share photographs and images online. We are not building Foto to be a place where only photographers talk to photographers.”
Nun ja, das ist zumindest bis jetzt noch nicht so.
Kommuniziert wird dort auch nicht viel. Ich habe mal drei Kommentare geschrieben, die brav geliket und einer beantwortet wurde und einen Kommentar erhalten, den ich natürlich beantwortet habe. Ich kann jetzt gar nicht sagen, ob man die Kommentare anderer zu den Fotos sieht. So funktioniert natürlich keine Kommunikationsnetzwerk.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich bis heute (21.2.25) NEUN! Follower haben. Meine Einschätzungen sind also sehr subjektiv und nicht annähernd repräsentativ.
Was mir auch noch gut gefällt, für mich ist es jetzt erst mal eine sehr internationale Plattform (wie damals Vine), viel USA, Großbritannien, Skandinavien und Niederlande.
Es gibt eine Gratis-Version und einige Bezahl-Features – das soll wohl auch so bleiben – , wobei ich der Meinung bin, dass sich Bezahlmodelle in Social-Media-Plattformen nicht durchsetzen. Also wird da vielleicht irgendwann auch Werbung kommen, was ja grundsätzlich auch ok ist, wenn es nicht wie inzwischen bei Instagram Privatfernsehen-Frequenz annimmt.
Angekündigt sind bislang – auch für die Gratis-Variante – u. a. eine bessere Suchfunktion, mehrere Fotos proPost, DMs.
In der Bezahlversion bekommt man dann ein Ambassador-Häkchen und Features wie ein Portfolio, einen Shop, Druck-Anwendung, Post-Planung,etc. Tendenziell eher für Berufsfotograf*innen interessant. Vielleicht entwickelt sich das dann doch mehr zu einem Profi-Netzwerk.
Eine Volltextsuche wäre schön. Klickt man jetzt auf die Lupe, bekommt man eine Art gefeaturten Feed angezeigt. Das ist ganz nett, um ggf. Neues zu entdecken. Dann kann man nach Benutzernamen suchen (woher soll ich die kennen?) oder nach den (vorgegebenen) Tags. Auch hier vermisse ich die Hashtags.
Was ich nämlich richtig schlecht finde: Es gibt keine Hashtags! Links und Hashtags sind doch DIE Meisterstücke des Internets. Wie kann man darauf nur verzichten????
Es gibt eine Vorauswahl von Tags, das sind immerhin so 150 Stück. Eigentlich sind das schon zu viele, um die immer wieder zu durchsuchen, aber auch zu wenig, weil das, was man braucht, halt nicht dabei ist. Zum Thema Design gibt es genau einen Tag, nämlich Graphic-Design. Aha. Gut, es gibt noch Interior und Furniture, aber wo soll ich meine Türen und Türgriffe einsortieren?
Und es verhindert natürlich solche lustigen und kreativen Sachen wie #Ihavethisthingwithhandels, #worlddayoftherolltreppe oder #theworldneedsmorespiralstairs
Pro Foto kann man maximal drei Tags auswählen.
Ach ja, ein weiterer Vorteil ist definitiv die chronologische Timeline.
Wer steckt dahinter?
Die Plattform kommt aus Tennessee, Michael Howard ist der/einer der Gründer. Ob es dieser Michael Howard ist, weiß ich nicht.
An dieser Stelle frage ich mich mal wieder, was ist mit deutschen oder europäischen StartUps/Plattformen? Alle verpennt? Ach ja, was ist eigentlich aus EyeEm geworden? Das ploppte doch mal vor ca. 10 Jahren auf… Ah ja, schade “Im April 2023 meldete das Unternehmen Insolvenz an”
Fazit
Grundsätzlich finde ich Foto interessant, ich denke es hat Potential und ich werde erstmal dabei bleiben, es weiter beobachten und versuchen, weitere zarte Bande zu knüpfen.
Gleichzeitig werde ich die Entwicklung von PixelFed weiter im Auge behalten, um dann vielleicht IRGENDWANN Instagram verlassen zu können, zumindest privat.
Wir alle wissen, wie schwer es ist, sich eine neue Community und Reichweite aufzubauen, wenn man nicht in irgendeiner Weise prominent ist und manchen liebgewonnen Account aus den Augen verliert, weil dieser nicht mitzieht. Ich habe – ich glaube irgendwann 2023 – Twitter mit über 5.000 Followern verlassen. Meine Bubble ist implodiert und jetzt auf vier Plattformen verteilt. Bei Mastodon habe ich es in knapp drei Jahren auf 700 Follower gebracht. Und wie gesagt, Foto 9 (NEUN!) Follower in zwei Wochen!
Aber die Welt ist eh im Umbruch und die goldenen Social Media Zeiten sind schon lange vorbei.
Ja, es ist schon ein Verlust, wenn man ein über Jahre gewachsenes Netzwerk nicht mehr zur Verfügung hat. Richtig doof. Und dass es niemand richtig schafft, die größte Gemeinsamkeit abzubilden. Ich kenne einige, die sind ganz happy mit Mastodon und wieder andere schwören auf Bluesky, dass sei jetzt der Place to Be. Bislang kann ich weder das eine noch das andere wirklich uneingeschränkt empfehlen. Es kommt halt total auf die Blase an. Und das mit dem Bloggen – wir versuchen es ja immer weiter. Aber irgendwie ist es halt doch immer nicht so schnell und unkompliziert gemacht. Es könnte aktuell besser laufen … Danke für deinen Erfahrungsbericht! Sehr wertvoll!!!!
Und wenn uns nichts mehr bleibt, bleiben unsere Blogs. 🙂
Hallo.
Hast du vielleicht schon die Impressia App für Pixelfed versucht?
Gefällt mir bisher am besten.
Beste Grüße
Nein, die ist ja nur für Apple. 😉
Die „Erdbeben“ in den sozialen Netzwerken waren zerstörerisch, vor allem, wenn man in Kulturdingen unterwegs ist. Uns alle bewegen dieselben Dinge, denke ich und es wird immer schwer bleiben, Impulse zu setzen und dauerhafte digitale Heimat zu finden. Bleiben wir dran und verlieren uns nicht! Danke für den Bericht, ich beobachte Pixelfed und bin gespannt, mit einem Bein stehe ich dort schon drin. 😅
Ich schrieb gestern Abend ganz ähnliche Dinge in meinem Blog, der leider viel zu oft brach liegt. Ich sollte wieder mehr bloggen, denn das kann mir keiner nehmen. Ich bleibe dabei: Das Leben findet nach wie vor on-offline statt und bedarf einer schönen Verschränkung in den Welten, wie und wo auch immer. 💞