Wien und Bratislava in fünf Tagen

Jetzt bin ich schon fast vier Wochen aus Wien zurück und habe noch gar nicht alles verbloggt.
Meine Besuche in den Kunst- und Kulturinstitutionen hatte ich schon bei den Herbergsmüttern aufgeschrieben, aber da war doch noch viel mehr!
Der erste Tag begann mit einem Besuch im Museumsquartier. Neben dem MUMOK hat mir dort die Tonspur sehr gut gefallen. Soundart und Klanginstalltionen!  Ein kleine Passage, in der seit 2003 Klangarbeiten von internationalen Künstlern präsentiert werden.

Nach dem Besuch im MUMOK hatte ich eine leckere Mittagsmahlzeit in der Kantine, ein sehr nettes Lokal im Quartier. Auf der Karte standen faschierte Laibchen (Rind). Well, ich konnte mir darunter absolut nichts vorstellen. Das nachfragen beim Kellner brachte auch kein Ergebnis („Welches Teil vom Rind?“ – „? … alles“) Also bestellte ich. Und bekam … Tadaaa – zwei köstliche Frikadellen mit Soße. Sehr lecker.

 

  Mit Anne Aschenbrenner im Fotoautomat Das Lokal hatte mir Anne empfohlen. Apropos Anne. Sie war eine wunderbare Gastgeberin und perfekte Kulturbegleitung. Sehr viel Spaß hatten wir ja mit der vielbeschworenen gemeinsamen Sprache, die uns trennt. Das fing an mit dreiviertel Acht. (Meine sächsische Oma hat das auch immer gesagt und ich habe es in fast 40 Jahren nie begriffen), ging über Patschen und Puschen, kölsche Wörter, die so gar nicht aus dem österreichischen Mund herausmoduliert werden wollten (Ich sach nur leckör Pralinschön!), bis hin zu Sturm = Federweißer und dass ich Willy Millowitsch erklären musste (der kölsche Hans Moser).    

Ach Anne, ohne Dich wäre es in Wien nur halb so schön gewesen. <3

Wien als Stadt ist tatsächlich ein bisschen strubbeliger als ich dachte. Natürlich gibt es sehr schöne Ecken, natürlich gibt es wunderschöne Gebäude und Häuser. Prachtbauten, Jugendstil! Teilweise ist Wien aber städtebaulich schlimm verbaut und auch die vielen herrlichen Häuser untenrum, also die Erdgeschosse, Läden. Man muss wie in Köln eigentlich ständig den Kopf heben um die Schätze zu entdecken und da verheddert man sich fast überall in Stromleitungen.

Kulinarisch habe ich ein paar mal daneben gegriffen. Ich hatte keinen Kaiserschmarrn, keinen Palatschinken und das wohl schlechteste Wiener Schnitzel meines Lebens, dafür den besten Cupcake meines Lebens (im Café des MUMOK) und das sensationellste Frühstück seit langem, mit dem besten Brötchen dass ich seit meiner Kindheit gegessen habe (Im Café phil) Das phil ist eine Kombination aus Buchladen und Café. Eingerichtet mit 50er und 60er Jahre Möbeln. Sehr ansprechend und gemütlich und das Konzept scheint aufzugehen. Wochenends ist es wohl nahezu unmöglich einen Tisch zu bekommen, habe ich mir sagen lassen. In Bratislava habe ich das grandiose Gericht Bryndzove halušky  – Mini Gnocchis, mit Schafskäse und ausgelassenem Speck kennengelernt (neues Lieblingsgericht), und hatte dort einen ausgezeichneten Topfenstrudel. Käsekrainer hatte ich bislang für ein seltsames Convenienceprodukt gehalten und wusste nicht, dass es etwas traditionell oberösterreichisches ist, also zumindest die Krainer Wurst. Schön deftig, lecker. Die wienerische Bezeichung „Eitrige“ ist natürlich ekelig. Und dass Wiener Frankfurter sind, bzw. andersherum, ist verwirrend. Die Angewohntheit diverse Dinge (z. B. auch das Frühstück im Phil) mit frischem Kren zu bereichern, ist sehr fabelhaft. Wien ist insgesamt eine Ticken teuerer als Deutschland – oder zumindest Köln. Wenn man eine Cappuccino für 2,80 bekommt, ist das schon ein Schnäppchen. Dass die Gastronomie in einem Museum von einem Edel-Caterer betrieben wird, finde ich persönlich so mittelgut. Toll, dass dort frische Sushi vom Meister an der Showtheke zubereitet werden, aber ein Kaffee für 4,90 EUR, der jetzt auch nur so normal geschmeckt hat, wiegt nur auf, dass man seinen Kassenbeleg in so einem hübschen Kuvert bekommt </ironie>

Rauchen! Man darf in Wien noch in einigen Lokalen noch rauchen! Entweder im ganzen Lokal oder in abgetrennten Bereichen. Wir waren in einem kleinen Restaurant und da standen Aschenbecher auf dem Tisch! Ich kam mir so seltsam vor, als ich da rauchte und am Nebentisch wurde gegessen. Das, was Jahrzehnte, ach Jahrhunderte, völlig normal war, kam mir nach nur zwei Jahren schon eigentümlich vor.  Aber ich habe es sehr genossen. In Österreich steht das absolute Rauchverbot in der Gastronomie allerdings auch bevor (2018).

 

Apropos Bratislava. Mir war ja vorher auch nicht klar, dass Bratislava quasi um die Ecke ist. Die Hauptstadt der Slowakei, die „kleine Schwester“ Wiens, ganz bezaubernd. Von Wien aus ein Stündchen mit dem Zug für 15 EUR hin und zurück. Der Auslöser für diesen Ausflug war eh großartig. Auf Vine folge ich schon eine Zeit lang Trowelandfork, eine Radio Producerin aus Los Angeles, die hauptsächlich Food Vines macht. Sie folgt mir auch und man liket und kommentiert sich so gegenseitig. Irgendwann sah ich bei ihr Vines aus Wien. Das war, als ich gerade beschlossen hatte, nach Wien zu fahren. Ich schrieb ihr das in die Kommentare und sie antwortete, dass wir uns auf jeden Fall treffen könnten. Es folgten bei ihr Vines aus der Slowakei, aus Krakau und wieder aus Wien. Irgendwann haben wir dann entschieden, uns in Bratislava zu treffen und dann haben wir einen fabelhaften gemeinsamen Tag dort verbracht. Das war wieder so ein großartiges Ding, dass man in diesem Social Internet Menschen begegnet und dann ergibt sich eine Gelegenheit für ein persönliches Treffen in der Kohlenstoffwelt und es ist fabelhaft. Das ist mir jetzt schon so oft passiert  und ich kriege nicht genug davon! 🙂

 

Noch ein paar Impressionen aus Wien

2 Kommentare

  1. haha, liebe ute,
    es ist ganz wunderbar für mich, der wien nicht sonderlich gut, aber doch immerhin ein bisschen kennt, und dank regelmäßiger österreichaufenthalte mit einigem, vor allem dem essen, ganz gut vertraut ist, toll zu lesen, wie ich mich selbst vor 13 jahren, als ich mein erasmus-stipendium in wien durchbrachte, gefühlt habe. mit großen augen staunend den entrückten charme dieser stadt in sich aufnehmen, mit einem lächeln im gesicht den menschen dort lauschen.
    noch eine woche, dann seh ich anne wieder! ich kann es kaum erwarten!
    grüße aus der steiermark! ich hab übrigens gerade eine käsekrainer in mich hineingestopft. 🙂
    bussitschaubaba, marc

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