Eine Villa in Nippes – twittern hilft

In Nippes steht eine Villa, die mich schon seit Jahr und Tag fasziniert. Weil ich sie wunderschön finde, sie einen außergewöhnlichen Anstrich hat und weil sie so gar nicht hierhin passt.

Neulich hatte ich versucht, etwas über das Haus herauszufinden und bin auf der Denkmalseite der Stadt Köln gelandet. Diese Seite ist einfach unterirdisch in der Bedienung und Funktionalität. Gucken sich die Leute, die sowas entwickeln eigentlich selber mal an? Die Suche funktioniert überhaupt nicht, also habe ich mich über die Buchstaben bis zur Nordstr. 17 a durchgehangelt. Ganz schlimm ist, dass man nur 10 Ergebnisse pro Seite angezeigt kriegt. Das heißt, nach jedem Klickt, die Seite nach unten scrollen, wieder klicken, Seite nach unten scrollen, etc.

Edit Januar 2024: Inzwischen führt die Stadt Köln auch so eine „interaktive“ Karte, wie die u. g. – was daran

Die Suchergebnisse bieten dann überhaupt keine Mehrwert, außer, dass ich nun wusste, dass die Villa im Jahr 1910 gebaut wurde. Ich dachte mir, wäre es nicht schön, wenn es eine interaktive Karte gäbe, wo man sich die Adresse rausssucht und dann entsprechende Infos zu den Gebäuden bekommt. Das wäre doch ein tolles Projekt für CodingDaVinvi.

So eine Karte gibt es übrigens, http://denkmalinkoeln.github.io/  nur ist die genauso uninformativ, wie die Denkmalseite der Stadt. Für Hamburg und St. Petersburg gibt es solche Karten, und das ist alles sehr smart gelöst. Gut, St. Peterburg kann ich nicht wirklich nachvollziehen, aber man bestätigte mir das.

Screenshot von Twitter

Raymond Specking @Raymond_de erinnerte mich dann daran, dass mal die Seite Bilderbuch-Köln gab, die es bedauerlicherweise aus Gründen nicht mehr gibt.

Der LVR machte mich auf die APP KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital. –  aufmerksam, die eigentlich all das bietet, was ich mir von so einer interaktiven Karte wünschen würde. Ich bin jetzt nicht so der App-Fan, aber bei meinen nächsten Ausflügen werde ich sie bestimmt mal benutzen.

@wallisieben  hat dann unglaublicherweise die Seite einer Immobilienfirma gefunden, die die Villa zum Kauf anbietet. [inzwischen nicht mehr online]

Twitter Screenshot

Dort habe ich dann mehr Infos gefunden. (Ist es nicht schade, dass eine Stadt nicht in der Lage ist, ihr kulturelles Erbe leicht und digital zu vermitteln, und dass man es zufällig bei kommerziellen Verkaufsunternehmen entdeckt?)

Naja, wenn man den Architekten und/oder den Namen des Bauherren kennt, ist es relativ leicht, mehr herauszufinden, u. a. im Nippes-Wiki

Also, 1910 erbaute Heinrich Müller-Erkelenz die Villa für den Fabrikanten Hanns Kretzer. Sein Vater, (Friedrich) Wilhelm Kretzer, gründete 1875 zusammen mit Julius Wirtgen die Firma Kretzer & Wirtgen, eine Harzproduktefabrik in der Nippeser Nordstraße. Später wurden dort dann Fette und Öle und vor allem technische Schmiermittel produziert. In den 1930er Jahren wurde die Firma aufgelöst; Reste der ehemaligen Fabrikgebäude sind noch in der Nordstraße 17 a zu sehen. Eine Weile lang befand sich dort eine Boxschule. Nach der Auflösung der Fabrik wurde für das Gelände ein Bebauungsplan erstellt. Im Auftrag privater Bauherren planten ab 1935 die Architekten Helbig und Schoeneseiffen fünfzig zweigeschossige Ein- und Zweifamilienhäuser, die 1938 fertiggestellt wurden. Das “Afrika”- Viertel entstand – aber das ist eine andere Geschichte.

Auf der Seite der Immobilienfirma gab es ein paar Fotos vom Inneren und ich bin komplett verknallt in die Ausstattung, die Tapeten, das Interieur. Ich würde es genau so lassen!! Bei Youtube gibt es (noch) ein Video, mit Einblicken in das Innere der Villa.

Zur Zeit stehen an der Nordstraße, neben der Villa, wieder Bauvorhaben an. Links der Villa wurde schon was abgerissen, dahinter befindet sich der ehemalige Boxclub.

Neben dieser kleinen Brache steht noch ein Mehrfamilienhaus. Das war in den letzten Jahren zumindest temporär bewohnt, ist aber schon seitdem ich hier leben, ziemlich abgerockt. Daneben steht noch eine ehemalige Tankstelle. Zuletzt war dort eine Auto Reparaturwerkstatt, wo ich nie jemanden gesehen habe. Vor ein paar Jahren war dort mal kurzfristig ein Atelier/Kunstraum. Meiner Meinung nach die perfekte Nutzung für diese architektonischen Kleinode, die bedauerlicherweise  mehr und mehr verschwinden.

Nun soll hier neuer Wohnraum entstehen. Das ist natürlich wichtig und wertvoll, mitten in der Stadt, respektive in stadtnahen Vierteln. Es ist übrigens die gleiche Immobilienfirma, die die Villa zum Kauf anbietet.

Diesen Blogpost habe ich zusammengeschrieben, ca. drei Wochen nach der Twitterei und auf einmal heißt es „Vertriebsstopp“ – was immer das bedeutet.

 

Edit 6.4.2021: Heute erinnert mich Instagram daran, dass die ehemalige Tankstelle 2014 ein Ausstellungsraum war. Scheinbar habe ich nur das eine Foto gemacht und nichts dazu notiert. Schade.

Ausstellung in ehemaliger Tankstelle Nordstrasse

Edit 18.6.2021: Die Villa ist nicht mehr bei der Immobilienfirma zu finden (verkauft?), die Werbeplakate, dass hier gebaut werden soll, sind verschwunden. Verändert hat sich nichts.

Ehemalige Tanlstelle in Nippes

18.06.2021

Ich führe die Dokumentation hier weiter.

 

16 Kommentare

  1. Ihr habt doch keine Anung was dich mänchen da durch gemacht haben aber wie ist es so schön Urteileilen kosten anderer Menschen ist ganz einfach mal sehen wenn ihr es durchgemacht hettet aber da köntt ihr euch nicht reinversetzen und wenn du mal aus dem Fenster schauen würdest und nicht mit Nase spielen würdest hättest du gesehen das die Werkstatt und der box Studio immer Rapel voll waren und das Haus menschliche bewohnt war ist schön wen der Vermieter . Nur Kassiert und das Haus extra verwahrlost damit er es verkaufen kann unmächlich da noch Menchen gelebt haben. Und das. Schöne Eis habt ihr auch dran geleckt mit meusien da es in der garage und zubereitet wurde das Jahre lang biss Meer meusien wurden und es zu Heiß wurde hat er sich seine Küche im Laden gebaut !!!!!!!!!!!!Kenn das Haus und die Villa seit 40 Jahren und da waren auch ser nette und hilfsbereite Menschen. Nicht nur die versade Zelt sondern das Innere aber wenn sage ich das die neuen Eigentümer können nix dafür normal wenn er das Haus leer verkauft er war immer so vor denn Leuten Serr nett damit Die versade nicht fehlt und in innere hat er die menchen wie Tiere behandelt aber egal Geld ist schön zu habe aber meisten ist es ein wenig eschte liebe zu haben wichtiger Egall hat zwar Millionen mit dem Haus gemacht aber Pizza essen tut er alleine da er nur die weiber die Kolle wolen am Ende bleibt er ganz aleine da er schon sein ganzen Leben die menchen abgezogt hat Pa nicht nur aus dem Fenster kucken auch mal raus gehen Jonny

    • Lieber Jonny,
      ich verstehe nicht alles was Du schreibst und verstehe auch nicht warum du mich angreifst, ich habe gar nichts despektierliches geschrieben und über niemanden geurteilt. Ich weiß ja noch nicht mal, wer der Besitzer war/ist.

  2. Entschuldigen Sie wollte sie weder angreifen oder sonstiges finde es schade und es tut mir selich weh wie alle über mich geurteilt haben. War immer hilfsbereit meine Nachbarn Kanten mich alle und sie haben es gesehen wie ich dort Gros geworden bin aber wie sagt man so schön in Guten tagen war ich immer für alle da und meine schlesten Tagen war keiner für mich da. Habe nix Meer mir worde alles geklaut meine ganze Kindheits Sachen meine Klamotten und sonst was Mann sich nicht vorstellen kann. Der alte Vermieter hat das Grundstück lerrr verkaufen und den neuen gesagt das ich nur so dort wohne und dann fingen sie an. Alles an abzureißen jedes Mal als ich raus ging war die Tür eingebrochenen. Immer und immer wider die neuen. Eigentümer haben Richtung gehandelt würde es auch so machen wenn ich es wer aber wenn glaube man da der jenige der es ihn Verkauft oder Ein nicht tragender Anzug Träger Aber da merkt Mann wenn es um Geld geht hört alles auf leider bin ich anders aufgewachsen es ist schön zu haben aber als erstes Zelt die Gesundheit tut mir leit wünsche Ihnen alles gute bleiben Sie gesund und die Familie mfg

  3. Hallo,

    die Kuladig Seite gibt es aber samt Karte auch als Desktoplösung für alle die keine Apps mögen.
    Die Tankstelle werde ich für meine Nachkriegsarchitektursammlung schnellstens mal dokumentieren bevor weg.
    Beste Grüße Sebastian

    • Lieber Frank, was für Fotos! Was für ein Interieur! Ich hatte vorher schon mal ein paar Fotos vom Inneren gesehen, aber das ist der Knaller. Ich liebe es! Allerdings befürchte ich nichts Gutes, denn die Villa steht nun seit mindestens über einem Jahr leer und da tut sich gar nichts. Und so ein Leerstand tut der Substanz gar nicht gut. Denkmalschutz bezieht sich ja i. d. R. auch nur auf die Fassade und nicht auf das Innere. Man kann nur hoffen, dass das alles erhalten bleibt.
      Danke, dass Du mir den Link geschickt hast!

  4. Oh prima! Vielen Dank, Ute und Frank, für die vielen neuen Infos und die Links zu den phantastischen Fotos (!!!) und dem Video. Ich interessiere mich als Stadtführerin auch brennend für Veedel- und Stadtgeschichte und für dieses architektonische Schmuckstück, zu dem ich auch schon viele Infos recherchiert hatte. Aber seit dem Auszug der ehemaligen Bewohnerin und dem Verkauf der Villa, hatte ich keine aktuellen Informationen mehr und vor allem keine Fotos der Innenräume! Es soll doch eine zweite baugleiche Villa in Nippes gegeben haben, die aber nicht erhalten ist. Weiß jemand, in welcher Straße die gestanden hat? Liebe Grüße

    • Liebe Henrike, vielen Dank, das freut mich sehr. Von dieser anderen Villa habe ich allerdings noch nie gehört.

  5. Ich bin in der Nordstraße 17 aufgewachsen (1961 bis 1969; dies war das Haus, was unmittelbar links an die Villa angrenzte.
    Meine Mutter hat für Frau von der Dovenmühle geschneidert.
    Rudi von der Dovenmühle war ein Komponist und Texter; das Ehepaar besaß einen Musikverlag, der heute von der Tochter geführt wird.
    In den 60er Jahren haben sich in der Villa Showgrößen die Klinke in die Hand gegeben.
    Danach wurde das Haus von der Heilpraktikerin Karin Weber übernommen.
    Meine Mutter hat auch für Frau Weber geschneidert und ich war bei Ihr einmal Patient. Später hat Frau Weber Anne ? mit in die Praxis aufnahm; Frau ? war die letzte Bewohnerin der Villa. In den 70er Jahren war Frau ? mit Heli Steingass liiert (Sohn von der kölschen Karnevalsgröße Helmut Steingass; zusammen „die Steingässer“; beide Steingässer wohnten eine Straße weiter in der Gustav-Nachtigall Straße).

    Michael

    • Wow, das ist ja superinteressant! Danke für diese Infos. Aber Heli war Helmut, du meinst vermutlich Toni als Karnevalsgröße. Ihm ist ja auch der Park hinter der Nordstraße gewidmet.

  6. Ja, genau; ich meinte Toni Steingass. Die Steingässer wohnten direkt
    rechts neben dem Parkeingang; das Haus ist mittlerweile einem Neubau gewichen.
    Mein Vater hat Sonntags an der Tankstelle als Aushilfstankwart gearbeitet.
    Die große Garagenhalle war wie ein Abenteuerspielplatz für uns Kinder.
    Ich habe auf dem Tankstellengelände Radfahren gelernt (da gibt es sogar ein Foto von).
    Rudi von der Dovenmühle fuhr einen amerikanischen Ford Thunderbird; eine Sensation damals.
    Vor dem Haus rechts neben der Villa standen in den 70er Jahren auch schöne Autos; dort war ein Bordell.

    • Waaaas! Ein Bordell?! Im Nippeser Wohngebiet?! Du liebe Güte, vor meinem inneren Auge läuft gerade ein Spielfilm ab. 😀

  7. Schön, diesen Beitrag gefunden zu haben, auch ich finde diesen Ort sehr schön, schade, daß die Tankstelle und das Mietshaus abgerissen wurden, auf einem alten Foto habe ich es gesehen, es war ein sehr schönes , respektables Haus. Und dann gibt es offenbar 2 Menschen, die sehr verschieden sind, einen nicht so gut Deutsch schreibenden, der dort groß geworden ist, und dann später einfach weggewischt wurde ? Ich habe es so interpretiert. Dann noch ein anderere Mensch, der das ganze geerbt hat ? Und dann vermietet hat, ohne zu investieren. Und am Ende alles mit Gewinn verkauft hat. Diese Immobilienkraken, oder Investoren, die alles kaufen um ihre Renditeobjekte zu verwirklichen, schlimm. Wenigstens die Villa steht, aber ehrlich, dieses Interieur ( es erinnert mich leider ein bisschen an shining…) wird nicht geschont werden und ein reicher Gewerbefatzke wird irgendeine komische Idee hier verwirklichen. Ich hätte lieber mit einer Interessengemeinschaft und Hilfe einer Bank das Ding gekauft und ein Kulturzentrum oder so etwas gemacht… zu spät…

    • Hallo Bernd, schön, dass dir der Beitrag gefällt. In dem Mietshaus haben sehr lange Menschen gelebt, aber es war schon seit Jahren verrottet. Ich vermute, klassische Entmietung. :/ Die Villa steht nun auch schon so lange leer. Ich hoffe, dass da jemand regelmäßig heizt und lüftet, sonst wird das Inerieur auch schon angeschimmelt sein. 🙁 Es ist auch bitter, dass sich der Denkmalschutz da offensichtlich nicht einbringt, aber das ist reine Spekulation meinerseits.

  8. Wow, vielen Dank für diesen Beitrag habe gegenüber von der Villa gewohnt und als kind immer angst gehabt von der villa.

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