KultourWallonie – ein Besuch im Tabakmuseum

Da rauche ich nun schon so lange und habe mich noch nie mit Tabak auseinandergesetzt!

Den Besuch im im L’Atelier – Musée du Tabac von Vincent Manil in Corbion hatte mir Barbara von Belgien-Tourismus Wallonie im Rahmen der #KultourWallonie vorgeschlagen und organisiert und ich bin so dankbar dafür, denn vermutlich wäre ich selber nicht auf die Idee gekommen.

Ich nenne Vincent Manil einen Craft-Tabak Produzenten. Ob es diese Bezeichnung wirklich gibt, weiß ich nicht, aber mir kam es so vor. Er verarbeitet ausschließlich regionalen Tabak, ohne Zusätze und alles von Hand. Oben im Haus ist ein kleiner Laden, im Keller befinden sich Manufaktur und Museum, nebenan wohnt Vincent mit seiner Familie.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Gebiet der Semois Tabak angebaut, das prosperierte wohl bis in die 1950er Jahre. Vor 30 Jahren hat Vincent die Tabakmanufaktur als Quereinsteiger übernommen. Eigentlich war er Sportlehrer. Er bekommt den Rohtabak geliefert, der wird dann gewässert, getrocknet, geschnitten und verpackt. Die Maschinen, die er benutzt, sind zum Teil über 100 Jahre alt. Der „Trockenofen“ wird mit Holz befeuert, ein Thermometer gibt es nicht, Vincent erfühlt die richtige Temperatur, indem er seinen Arm in den Ofen steckt! Temperatur und Trocknungszeit sind u. a. das Geheimnis des Tabaks. Mir kam es ein bisschen so vor wie in einer Kaffeerösterei.

Die Verpackungen – die aussehen wie Goldbarren, werden von Hand über ein Holzstück vorgefaltet, diese Hüllen in die Verpackungsmaschine gesteckt, der Tabak wird abgewogen und eingefüllt, die Maschine stopft ihn in die Papierhüllen und klappt diese zu.

 

Besonders beeindruckt hat mich, dass die Etiketten – jedes einzelne – von Hand mit einem Pinsel eingekleistert und um die Packung geklebt wird. Ebenso die Steuermarke.

Vincent erzählte, dass vor einiger Zeit ein amerikanischer Tabak Connaisseur und Journalist ihn für ein paar Tage besuchte und einige Zeit später erschien eine mehrseitige Story im New York Times Magazin. Und plötzlich hagelte es Bestellungen aus den USA. Irgendwann auch aus China. Er hat mir die Etiketten gezeigt, die er für diese Märkte hat produzieren lassen.

Tabaketiketten

Es ist unglaublich, dass er in alle Welt exportiert, während er in seinem Keller sitzt und Etiketten mit Leim einpinselt!

 

Seine Frau Gaëtane hat sich dem Thema Tabak mit gleicher Leidenschaft verschrieben und sie ist für das (kleine, strubbelige) Museum zuständig. Dort gibt es Informationen zum Tabakanbau in Semois, Unmengen von alten Zigaretten- und Tabakverpackungen, -reklamen, Streichholzschachteln, eine kleine Sammlung alter Aschenbecher, und Pfeifen.

Vincents Tabak ist hauptsächlich für Pfeifen gedacht und er hat auch so ein Ding entwickelt, von dem ich nicht weiß wie es heißt. Sieht ein bisschen aus wie eine Zigarre, das setzt man wohl in die Pfeife und raucht es ab.

Pfeifentabak

Mir fiel in dem Zusammenhang wieder ein, dass mein Vater in den 70er Jahren auch mal Pfeife geraucht hat. Damals war ja Pfeife rauchen modern. Heute ist es wohl eher eine kleine Community, ich habe schon ewig niemanden mehr Pfeife rauchen gesehen. Und Pfeife rauchen ist auch mehr so ein Ritual. Mein Vater hatte mehrere Pfeifen, eine kleine Tasche, in der er die Pfeifen mit sich herum trug, mehrere Tabake, Gerätschaften, um die Pfeifen zu reinigen. Und der Pfeifentabak roch auch immer gut. Es riecht auch gut, wenn man in Vincents Keller runter kommt.

Den Feinschnitt kann man auch zu Zigaretten drehen. Vincent gab mir eine Hand voll zum probieren. Er ist tatsächlich recht stark. Wer eine professionelle Tabakkritik zu Vincents Tabak lesen möchte, hier entlang. (Die ist nicht von mir!)

Vielen Dank an Vincent, der sich wirklich viel Zeit für mich genommen hat. Es war ein beeindruckendes Erlebnis.

 


Dieser Blogpost gehört zu meinem Reisetagebuch #KultourWallonie.

Transparenz: Die Herbergsmütter waren zu dieser viertägigen Reise eingeladen. Reisekosten, Unterbringung, Abendessen, Eintritte und Führungen wurden vom Tourismusverband Wallonie übernommen. Für die Blogposts erhielt ich ein Honorar.

 

2 Kommentare

  1. Das ist so schöne Handarbeit und es macht Spaß, zuzusehen. Wieder eine wirklich besondere Entdeckung!
    Mein Vater hat es auch mal mit der Pfeife probiert. Ja, das war irgendwie in damals. Mir hat es immer ein bisschen zu doll gerochen. Damals war man ja nicht so penibel damit. Es wurde zum Beispiel auch gerne im Auto geraucht, während wir Kinder hinten (ohne Anschnallgurt) saßen!!

Schreibe einen Kommentar zu Ute Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert