Nach meiner Führung auf der Burg von Bouillon, nahm ich einen kleinen Mittagssnack in der Sonne ein und fuhr dann am Nachmittag zur Abtei Notre-Dame d’Orval.
Das Kloster selber kann man als Gast besuchen, ist aber so der Öffentlichkeit für Besichtigungen nicht zugänglich.
Man wandelt also durch die Ruinen aus dem 17. Jahrhundert und atmet Geschichte. Was für ein herrlicher, kontemplativer Ort. Ich war ja unter Woche an einem späten Nachmittag dort und es waren relativ wenig andere Menschen da. Ich mag es mir gar nicht vorstellen, wie das möglicherweise im Sommer, in den Ferien dort ist, wenn Menschenmassen unterwegs sind.
Die ersten Mönche kamen 1070 aus Süditalien nach Orval. Sie begannen, eine Kirche und ein Kloster zu bauen, es begaben sich einige Wirrnisse und die Kirche wurde dann erst 1124 eingeweiht. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten bat man um Aufnahme in den Zisterzienserorden. 1132 trafen sieben Mönche aus Troisfontaines ein und der Umbau an die zisterziensischen Gebräuche wurde 1200 vollendet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Kirche und Abtei x-mal zerstört und wieder aufgebaut. 1793 wurden sie in der französischen Revolution erneut zerstört, 1796 der Konvent aufgelöst und so lag das ganze Anwesen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts brach. Erst 1926 bilden wieder ein paar Mönche den Kern einer neuen Gemeinschaft. Die Abtei wird nach Plänen von Henry Vaes auf den Fundamenten des 18. Jahrhunderts neu erbaut. 1936 wird Orval autonom, 1948 das neue Gotteshaus konsekriert.
Der Entwurf von Vaes ist eine Mischung aus klassischer Zisterzienser-Formensprache und Art Deco. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es mir gefällt. Ich finde insbesondere die überdimensionale Mutter Gottes etwas spooky.
Man betritt das Areal durch das alte Empfangshaus, in dem man mit audiovisuellen Präsentationen zum vergangenen und aktuellen Klosterleben informiert wird, außerdem zur Geschichte der Klöster mit Modellen und Videomapping.
Es gibt auch noch ein recht großes Museum, mit sakraler Kunst, Artefakten zur Eisenverhüttung, die es hier auch mal gab, Teilen zur Architektur und Kircheninterieur und es gab noch eine Sonderausstellung mit zeitgenössischer sakraler Kunst – da bin ich aber mehr oder weniger nur durchgerannt.
Auf dem recht großen Gelände mit den Ruinen befinden sich ein kleiner Fischteich und ein medizinischer Kräutergarten. In einem kleinen Gebäude ist eine Klosterapotheke originalgetreu aufgebaut, so wie sie im 18. Jahrhundert zu Zeiten des Apothekers Bruder Antoine Perrin existierte. Da man die Brauerei und Käserei leider nicht besichtigen kann, gibt es eine kleine, sehr gut gemachte Ausstellung zur Brauerei.
Seit 1928 wird in Orval Käse hergestellt, 1931 wird die Brauerei zur Finanzierung des Klosters gegründet. Witzigerweise war der erste Braumeister ein Bayer namens Pappenheimer und er hat das Rezept für das Bier entwickelt und ich kann sagen, dass es sehr gut schmeckt. Es ist recht bitter, was ich gerne mag. (Das Bier hatte ich erst verkostet, als ich schon wieder in Köln war.) In Orval werden jedes Jahr 22 Millionen Flaschen gebraut, und nur 15 % gehen davon in den Export. Das hat mich erstaunt, denn das Logo und die Werbung waren mir gut bekannt.
Käse und Bier sind echte Trappistenprodukte, das ist eine Auszeichnung, denn ein Produkt, das sich mit diesem Namen schmücken will, muss in einer Trappistenabtei gebraut werden; die Mönchsgemeinschaft muss direkt an der Verwaltung der Aktivitäten beteiligt sein und ein wesentlicher Teil der Erträge muss Sozialwerken gewidmet sein. Es gibt auf der ganzen Welt nur zwölf Abteien, die dieses Label führen.
In der Ausstellung gibt es einen Raum, der sich der Gestaltung widmet, was mir besonders gut gefallen hat. Im Logo des Biers ist ein Fisch zu sehen, der einen Ring im Maul hat. Das geht auf die Gründungslegende der Abtei zurück. Die verwitwete Gräfin Mathilde von Toscana hatte ihren Trauring in die Quelle des Tal fallen lassen. Sie betete zu Gott und schwupps, erschien eine Forelle mit ihrem Ring im Maul. Daraufhin habe sie gerufen „wirklich, das hier ist ein goldenes Tal“ (val d’or) und beschlossen, dort ein Kloster zu gründen.
Googelt man das Logo erscheint es in vielfacher Form und auch in unterschiedlichen typografischen Varianten. Selbst bei den aktuellen Produkten (Bierflasche und Käseverpackung) ist es unterschiedlich. Henry Vaes, nach dessen Plänen die Abtei gebaut wurde, hat wohl auch das Interieur gestaltet und auch die Gläser und die Marke. Sehr gelungen finde ich den Art Deco Wasserhahn. Übrigens finde ich das Logo der Abtei selber sehr gelungen.
Für uns mutet es vielleicht seltsam an, dass die Belgier viele ihrer Biere aus Gläsern trinken, die eher Sektschalen ähneln. Der erste Entwurf für das Orval Bier geht auch auf Henry Vaes zurück. Ich mag das ursprüngliche Glas von 1932 – das kann man, wie die anderen auch – im Shop kaufen und ich habe mir da gleich mal zwei mitgenommen. Mir gefällt auch die Form der Flaschen sehr gut. Die erinnern mit viel Fantasie an einen Fisch. Sie sind relativ schwer und liegen gut in der Hand.
Noch eine kleinen Einkauf im Museumsshop und dann ging es wieder zurück nach Bouillon.
Dieser Blogpost gehört zu meinem Reisetagebuch #KultourWallonie.
Transparenz: Die Herbergsmütter waren zu dieser viertägigen Reise eingeladen. Reisekosten, Unterbringung, Abendessen, Eintritte und Führungen wurden vom Tourismusverband Wallonie übernommen. Für die Blogposts erhielt ich ein Honorar.
Mh, lecker Käse!!! Ich mag auch den Designaspekt bei Logo und Flasche. Schon toll, welche unglaublich guten Produkte in den Klöstern entstehen.
Ja, die wissen, was gut ist. 😉