Bloggerreise Wallonie – erster Teil

Was für ein fabelhafter Auftrag: Wir Herbergsmütter wurden vom Tourismusverband Wallonie eingeladen durch die Wallonie zu reisen. Wir haben uns dann überlegt, dass jede von uns einzeln eine Tour nach eigenem Gusto macht und wir uns am 3. Tag in Namur treffen und dort 24 Stunden gemeinsam verbringen. Zudem reisten wir mit den Schwerpunkten Natur, Kultur und Genuss.

Transparenz: Reisekosten, Unterbringung, Abendessen, Eintritte und Führungen wurden vom Tourismusverband Wallonie übernommen. Für die Blogposts erhielt ich ein Honorar.

 

Ich hatte mir als Ziel Bouillon ausgesucht. Warum? Keine Ahnung, eher so intuitiv, weil ich den Namen so amüsant finde und ich dachte, ich käme dem Geheimnis der Bouillon aka Brühe auf die Spur, weil die vielleicht der Namensgeber der Stadt, nämlich Gottfried von Bouillon erfunden hat. Hat er aber nicht und eigentlich hat er 1077 seinen Namen durch die Belagerung der gleichnamigen Burg erhalten.

Die einfachste Erklärung für den Begriff Bouillon ist, dass kochen auf französische bouillir heißt. 😉

Ich war mit dem Auto unterwegs und fuhr also Richtung Bouillon los und habe in La Roche-en-Ardenne erst mal eine Kaffeepause gemacht. Dort wurde ich dann zum ersten Mal mit der Tatsache konfrontiert, dass die Belgier kulinarisch viel können, aber leider keinen Kaffee. Das pain au chocolat war allerdings vorzüglich.

Ich hatte nachmittags meinen ersten Termin in Corbion, also noch reichlich Zeit, und fuhr eine kleine Schleife über Vresse-sur-Semois, bzw. Laforêt.

Dieses kleine, ausgesprochen hübsche Dorf zählt zu den schönsten Dörfern Belgiens. Erstaunlich dass so ein kleines Dörfchen eine so große schicke Gastronomie hat. Der Salat mit Ziegenkäse auf geröstetem Brot war übersichtlich, aber köstlich. Die roten Kleckse sind eine Art süße Barbecue-Soße, die meiner Meinung nach viel besser passte als Honig, der ja auch gerne mal zu Ziegenkäse gereicht wird.

Ich war kurz davor, nicht in die Kirche zu gehen, tat es aber aus einem Impuls heraus doch und das war gut. Denn ich habe noch nie in meinem Leben eine solche Deckenbemalung gesehen. Sie ist von Louis-Marie Londot (1924-2010). Mir erschien die Bemalung bauhaus’esk, aber das kann aufgrund seiner Lebensdaten nicht stimmen. Es gibt nur einen französischsprachigen Wikipediaeintrag, Londot hat wohl mehrere Kirchen ausgemalt, St. Agatha wird dort aber nicht erwähnt. Auf jeden Fall ein Wow-Erlebnis.

Meinen Besuch im Tabakmuseum in Corbion habe ich seperat beschrieben.

Bouillon und Burg

Am späten Nachmittag kam ich dann endlich in Bouillon an. Untergebracht war ich im Hotel de la Poste, in dem auch schon Napoleon III. nächtigte. Das Hotel ist ein bisschen altmodisch und plüschig aber sehr gemütlich. Die Zimmer sind modern eingerichtet und mein Holzboden knarzte herrlich. Ich hatte ein Turmzimmer, gleich über der Neonreklame, mit wunderbarem Rundumblick über die Stadt. Die Leselichtsituation am Bett aber auch hier leider unterdurchschnittlich. (Das begegnet mir immer wieder, egal ob teures oder günstiges Hotel, oder irgendwelche Airbnb Unterkünfte: Kein vernünftiges Leselicht am Bett. Ich bin doch nicht der einzige Mensch auf der Welt, der im Bett liest, oder?)

Nach einer kleinen Spazierrunde durch den hübschen Ort ging ich abends zum Essen in das Hotelrestaurant La Ferronière. Alleine reisen ist für mich überhaupt kein Problem, teilweise bevorzuge ich das sogar. Was nie so richtig toll ist, ist abends alleine im Restaurant essen. Das Essen hier war wirklich ausgezeichnet, ebenso der empfohlene Wein, das Ambiente für meinen Geschmack ein bisschen zu gediegen. Ich hatte ein vier Gänge Menü und die Zeit zwischen den Gängen war so lang! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ein Buch mitgenommen. Ich kann nicht sagen, ob das normal ist, oder ob irgendwas schief gelaufen ist, in der Küche jemand ausgefallen ist – das Restaurant war vielleicht zu einem Drittel besetzt. Diese Wartezeiten waren schon ein bisschen eine Qual, wobei dann jeder Gang geschmacklich auch wieder dafür entschädigte. Ich bin zwischendurch immer mal auf die Terrasse spaziert und der Blick auf Bouillon war auch Genuss.

Weil ich an diesem Abend aus unerfindlichen Gründen zweimal über meine eigenen Füße gestolpert und hingefallen war, und ich in der Nacht mit höllischen Knieschmerzen aufgewacht war, musste mich am Freitagmorgen meine wunderbare Stadtführerin Marie-Laure Alff erst mal zur Apotheke begleiten.

Gestärkt mit Ibuprofen konnte es dann aber durch Bouillon und auf die Burg gehen. So eine individuelle Führung ist schon was tolles, ich konnte Marie-Laure mit Fragen löchern und wir haben uns mehr unterhalten, als dass sie Vorträge gehalten hat. Auf der Burg hat sie mich dann aber doch mit so vielen Namen, Fakten und Daten zur wechselvollen Geschichte bombardiert – das habe ich alles wirklich nicht behalten können, aber das kann man sicher sehr gut in entsprechenden Publikationen nachlesen.

Ich hatte auch eine wunderbare Pressemappe bekommen, die ist in Köln aber nicht aus meinem Koffer gekommen. Keine Ahnung wo ich die habe liegen lassen.

Am Nachmittag fuhr ich zur Abtei Notre-Dame nach Orval. Auch dazu schrieb ich seperat.

Nach meiner Rückkehr aus Orval – und viel Informationen über Bier – trank ich dann abends mein erstes belgisches Bier, allerdings ein Godefroy rousse, benannt nach Gottfried von Bouillon. Ich speiste im Hotelrestaurant BOM – einen sehr guten, aber völlig unregionalen Burger und es gab endlich die ersten belgischen Fritten.

 

Redu – das Bücherdorf

Am Samstag, auf dem Weg nach Namur, wo wir drei Herbergsmütter uns endlich treffen sollten, machte ich noch Halt in Redu, seit 1984 die Hauptstadt des Buches. Redu hat 400 Einwohner, 20 Antiquariate, Literaturcafés und ein bemerkenswertes Museum und Medienzentrum. Das ganze Jahr über werden Events rund um das Buch organisiert: Das Fest des Buches, das Wochenende des Buchgewerbes, die Büchernacht, hinzu kommen Ausstellungen, Kurse und Flohmärkte.

Diverse Antiquariate führen auch englische, niederländische und deutsche Bücher. In einem Laden entdeckte ich ein Buch über den flämischen Maler Rik Slabbinck (1914-1991), von dem ich nie zuvor gehört hatte. Das Cover hat mich so angesprochen, dass ich es spontan kaufte. Ich finde auch seine Bilder sehr fabelhaft. Wenn ich die französisch sprechende Kassiererin richtig verstanden habe, besaß das Buch vorher ein Künstler, der es in seinem Atelier aufbewahrte, deshalb habe der Buchumschlag einige Farbkleckse.

Die Zeit in Namur beschrieben wir Herbergsmütter in einem Gemeinschafts Post.

 

Fazit

Das war tatsächlich meine erste Bloggerreise – ich habe keinen direkten Vergleich, aber alles war fabelhaft und ausgezeichnet vorbereitet und organisiert. Ganz herzlichen Dank an unsere Ansprechpartnerin Barbara Buchholz von Belgien-Tourismus-Wallonie und ihren Kolleg:innen. Ganz besonders großartig war natürlich, dass Barbara fast die ganze Zeit mit dem Ohr am Gleis war und alle unsere Tweets und Postings sogleich geliket, retweetet und kommentiert hat! <3

Mir hat es in der Wallonie unglaublich gut gefallen – auch wenn ich jetzt nur im östlichen und südlichen Teil unterwegs war. Mir ist auch erst vor Ort bewusst geworden, dass ich tatsächlich noch nie da war, immer nur durchgefahren, auf dem Weg nach Brüssel oder Paris.

Wir hatten nun auch Glück mit dem Wetter und waren in der perfekten Jahreszeit dort. Alles war grün, stand frisch im Saft. Aber mich hat die abwechslungsreiche Landschaft begeistert. Die Ländlichkeit. Ein Paradies für Wander*innen und Radfahrer*innen. Richtig idyllisch erschien es mir. Ich war bestimmt nicht zum letzten mal dort.

Der Hashtag unserer Reise war #KultourWallonie – kann man bei Twitter und Instagram nachlesen. 😉

 

 

 

12 Kommentare

  1. Gut, ich freue mich immer, wenn Du bloggst. Aber Dein Reisetagebuch habe ich gleich zweimal hintereinander gelesen. Wie schön das ist, mit Dir durch die Wallonie zu spazieren. Auf den Bericht übers Tabakmuseum freue ich mich übrigens besonders, weil mich schon die paar Bilder und Schnipsel faszinierten, die ich bisher mitbekommen habe. Und das als Nichtraucherin, schockierend! 😀

  2. Liebe Ute,
    schön, dass Du uns noch mehr von Deiner Tour durch die Wallonie erzählst.

    Mir gefiel besonders das Bücherdorf. Ich kannte das noch nicht. Bestimmt eine gute Idee für ländlich abgeschiedene Ort, die von Abwanderung getroffen sind.

    Ich könnte mir das auch gut für unsere Insel in Dänemark vorstellen. Nur ist Dänisch vielleicht nicht die gefragteste Sprache, während in Belgien ja Frankreich direkt um die Ecke liegt und dementsprechend Leserinnen bereithält. In Dänemark müsste man sich daher eher an den Sprachen der Touristen orientieren, also Deutsch oder Englisch. Vielleicht?

    Herzliche Grüße
    Stefan

    PS
    Alleine im Restaurant essen, das finde ich auch sehr unangenehm. Ich gehe dann lieber zum Döner oder ähnlichem.

    • Lieber Stefan, danke für deinen schönen Kommentar.
      Ja, möglicherweise wäre das auch was für Dänemark. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, dass Redu zum Bücherdorf wurde, aber angeblich besuchen dieses 400-Seelen-Dorf jährlich 200.000 Menschen!! Und das sind bestimmt nicht alles Franzosen. In Dänemark könnte man sich ja auf skandinavische Literatur konzentrieren, oder deutsch/dänische. Oder überhaupt international. Ich weiß nicht, wie es da mit dem Tourismus aussieht. Wenn es dich interessiert, kann ich versuchen noch etwas über Redu rauszukriegen.

      Liebe Grüße
      Ute

      • Danke, ich glaube, ich habe irgendwo schon eine Webseite zu den Bücherdörfern gefunden. In Deutschland soll es auch einige geben.

        http://www.booktown.net/

        In Dänemark müssten natürlich die Dänen das an erster Stelle einführen. Wir vom Haus werden das wohl kaum schaffen. Dabei habe ich den Eindruck, dass das Touristbüro vor Ort eher auf Gastronomie setzt, was wiederum in Dänemark ein teurer Spaß ist.

      • Ah, interessant der Link! Klar, der Tourismusverband der Region müsste da unbedingt mitziehen. Vielleicht kann man ja einfach mal Gespräche führen. Die Gastronomie würde davon ja auch profitieren.

  3. Liebe Ute,
    hach, herrlich. In La Roche-en-Ardenne war ich tatsächlich auch schonmal. Aber jetzt bin ich ganz motiviert, auch nochmal in die anderen Orte zu reisen, von denen du erzählst. Ich liebe auch dein Foto-Tagebuch mit den wunderbaren Details, die du immer findest.
    Ist einfach schön, jetzt nochmal in unseren Reiseerinnerungen zu schwelgen.
    Danke dafür!

    • Ja, jetzt wollen wir jeweils die Reisen der anderen machen – das geht mir auch so. ? Zumal ich gerade deinen Blogpost über den Jugendstil in Charleroi las. ?

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