Auszeit im Norden – Teil 3: Fünen, kurz Jütland

Als nächstes besuchte ich das Trapholt Museum in Kolding und somit war ich immerhin auch mal kurz in Jütland, das ich eigentlich auch bereisen wollte, um auch ganz hoch in den Norden zu fahren.

Das Trapholt ist ein Museum für moderne Kunst und Design und wurde 1988 eröffnet. Es liegt auch fast am Meer, bzw. am Kolding Fjord. Gesehen habe ich eine Ausstellung der Künstlerin Malene Landgreen, die manche Räume komplett gestaltet hat, sprich die Böden und die Wände mit in das Ausstellungskonzept eingebunden hat. Immersive Malerei, so wie man es von Katharina Grosse kennt – nur anders. Toll.

Und eine große Schau zur Designerin Nanna Ditzel (1923-2005), von der ich peinlicherweise vorher noch nie was gehört hatte, obschon ich einige ihrer Entwürfe kannte. Zum Beispiel das hängende Ei. Schön bei dieser Ausstellung war, dass man einige Möbel benutzen konnte. Wofür sie ja gemacht sind, aber dennoch ist das in Museen in der Regel nicht möglich. Das hängende Ei ist übrigens ziemlich unbequem, nix für Leute mit Rücken. 😉

Auch das Trapholt hat einen Skulpturenpark und da steht u. a. das Ferienhaus „Kubeflex“ von Arne Jacobsen. Er hat das Haus in den Jahren 1969-1970, ein Jahr vor seinem Tod, entworfen. Ein System aus kubusförmigen Modulen, die man flexibel miteinander kombinieren kann. Das Teil ging nie in Produktion, aber die Familie Jacobsen hat es bis 2002 Jahre auf Südseeland als Ferienhaus genutzt. Seit 2005 steht es im Trapholt und ist komplett mit Arne Jacobsen Design ausgestattet. Von hinten sieht es aus wie eine simple Baracke, aber nach vorne und den Seiten sind die großen Fenster fabelhaft.

Ich habe NICHT im Museumscafé gegessen, hier war es einfach zu voll.

Ich fuhr zurück nach Fünen und machte Station beim CLAY Keramikmuseum in Middelfart. Dort habe ich dann meinen obligatorischen Kaffee im Museumscafé getrunken – sehr schlecht, aber stilvoll aus Royal Copenhagen Porzellan. Auf der Suche nach den Toiletten stand ich plötzlich in der Ausstellung und verrückterweise habe ich da in einer Koje einen „Eintritts-Aufkleber“ gefunde. Hätte ich meinen Rucksack nicht aufgehabt, hätte ich mich da doch noch in die Ausstellung geschummelt. Aber so bin ich nur noch etwas um das Museum herum spaziert, es war so ein schöner sonniger Tag.

Odense

Tags darauf fuhr ich nach Odense, um das Hans Christian Andersen Hus zu besuchen. Mir war nicht bewusst, dass er fast  160 Märchen geschrieben hat und tatsächlich hätte ich “Die Prinzessin auf der Erbse“ und „Des Kaisers neue Kleider“ auch den Grimms zugeordnet. Darüber hinaus hat er u. a. Novellen, Romane, Gedichte und Reiseberichte geschrieben und leidenschaftlich gerne Scherenschnitte gemacht.

Das Museum eröffente 2021 und hier gibt es ein Foto, wo sich die Architektur ganz gut erschließt und man sehen kann, wie groß das ist und dass das meiste unterirdisch liegt.

Ich habe selten eine so wunderbare Szenografie in einem Museum gesehen. Und auch der Audioguide ist fantastisch. In der Regel benutze ich die gar nicht, aber hier gehört das unbedingt zum Gesamterlebnis dazu. Es ist wie ein aufwändiges Hörspiel produziert, an der deutschen Version sind 10 unterschiedliche Sprecher*innen beteiligt! Ein bisschen schade ist, dass manche “Hörpunkte” sehr dicht beieinander liegen und man kann beim Hören nicht herumlaufen. Die einzelnen Sequenzen haben immer ein bisschen Verzögerung, deshalb ist manchmal nicht ganz klar, welcher Text zu welchem Punkt gehört.

Die ausgewählten Märchen werden sehr liebevoll und detailreich präsentiert. Es gibt einige interaktive Stationen und zauberhafte Animationen.

Das Geburtshaus von Andersen ist in den Museumskomplex integriert, das Haus wo er aufwuchs ist fußläufig wenige Minuten entfernt. Ich habe natürlich im Museumscafé ein Smorrebrod gegessen, das war hier relativ überschaubar, aber dennoch sehr köstlich.

Odense ist ein hübsches Städtchen, hat gut 200.00 Einwohner und einen Dom. Dessen Namensgeber, der heilige Knut, der 1080 König von Dänemark war,  liegt dort tatsächlich in einem offenen Sarg! Also die Knochen. Ich bin dann noch ein bisschen durch die Stadt spaziert, und war in einem grandiosen Trödelladen.

Ursprünglich wollte ich noch eine Woche länger in Dänemark bleiben. Jütland bereisen und ganz in den Norden fahren, aber die Wetteraussichten waren so schlecht – unter 10°C, sehr viel Wind (und der war sehr frisch) und jede Menge Regen. Deshalb habe ich dann meine Heimfahrt vorverlegt. Den letzten Tag habe ich gemütlich in meiner Unterkunft verbracht. Die Heimfahrt hatte ich in zwei Etappen geplant, mit einer Übernachtung bei Bremen. Das war der Tag, an dem Sturm und Sturmflut an der Ostsee und der Flensburger Förde tobten, den hatte ich genau da im Nacken. Dann kam noch ein schlimmer Unfall auf der A 7 dazu, wodurch ich fast zwei Stunden im Stau stand. Also wirklich stand. Aus den anvisierten fünf Stunde Fahrzeit wurden dann acht und ich war echt froh, als ich dann im Dunklen meine Übernachtungslocation erreichte. Der Rest von Bremen nach Köln am nächsten Tag war dann bei schönem Wetter ein Klacks.

Zusammenfassung – dies und das

Landschaftlich sieht Dänemark irgendwie überall gleich aus. Es gibt (viel) Küste und Binnenland. Es gibt kaum Wälder, es ist vielerorts etwas wellig und überall da, wo keine Orte sind, ist Landwirtschaft. Wandern oder spazieren war für mich kompliziert, wie ich oben schonmal schrieb, auch Komoot war mir keine Hilfe, aber Visitdenmark sagt, dass Dänemark ganz wunderbar zum Wandern sei. Vielleicht muss ich das beim nächsten Mal besser vorbereiten.

Land

Bis auf Kopenhagen habe ich mich überall sehr ländlich eingemietet. So wollte ich das haben. Ich habe die Ruhe so sehr genossen. Selbst die Wohnung bei Kopenhagen war ruhig. Ich habe drei Wochen ohne Ohropax geschlafen, was herrlich war und in Köln  überhaupt nicht mehr möglich ist. Ich hatte das Glück, dass meine letzten Nächte auf Fünen sehr klar waren. Ich konnte dort die Milchstraße sehen und habe sogar zweimal Sternschnuppen gesehen.

Ich bin ja so geprägt: In Skandinavien ist alles teuer. Das stimmt aber nur bedingt. In Dänemark hat es 25% Mehrwertsteuer, das macht sich bei den Dingen des täglichen Bedarfs schon bemerkbar, aber auch wenn man das auf 19% zurückrechnet, ist es immer noch teurer. Zigaretten, Benzin und Unterkünfte kosten aber nahezu das gleiche wie bei uns. Interessanterweise kostet das Benzin auch an jeder Tankstelle das gleich, egal welche Marke. Was bei mir sehr zu Buche schlug, waren die Museumseintritte, da habe ich durchweg ca. 17 EUR bezahlt. Da merkt man doch, dass die Kulturförderung bei uns etwas ausgeprägter ist.

Essen

Ich hatte, in Erwartung der hohen Preise, mein Auto mit Nudeln, Konserven, Wein, Reis, Kaffee, Tee, etc. beladen und habe abends immer gekocht. Natürlich muss man tagsüber, wenn man unterwegs ist, auch immer mal einen Snack essen. Und auch wenn einer der besten Köche der Welt – Rene Redzepi – ein Däne ist und eines der besten Restaurants der Welt, das Noma,  in Kopenhagen ist – Dänemark hat man kulinarisch vielleicht nicht so in der Top Ten. Das dänische Nationalgericht – der dänische Hotdog – hatte ich einmal in Kopenhagen, wie mir meine Begleitung versicherte, vom besten Stand dort und er war köstlich. Ansonsten habe ich nur in Museumsgastronomie gegessen und fast immer Smørrebrød. Im Grunde ein Butterbrot. Aber nach meinem ersten im Fuglsangmuseum war ich komplett geflasht. Das war ein paniertes, frisch gebratenes Fischfilet, auf einem Stück Brot, mit Krabbenmayonnaise, Krabben umgeben von köstlichem Salat, Sprossen und Kräutern.

Im Café Knarr des Wikingerschiff Museums gab es zwei riesige geröstete Brotscheiben, üppig belegt mit einem delikat angemachten Kraut- /Kohlsalat, darauf lagen geräucherte Heilbuttscheiben – eine Delikatesse. Was ich erst im Nachhinein gelesen habe, dass das Essen dort in der Tradition der Wikingerküche zubereitet wird. Super! 

Im Café des H. C. Anndersen Hus war ich im ersten Moment etwas enttäuscht, denn das war recht übersichtlich, dennoch war die mit Avocado, Eiern und Krabben belegte Brotscheibe sehr lecker und sah auch spitzemäßig aus.

Im Louisiana Museum hatte ich richtig Kohldampf und mir war nach was warmen. Auf der Karte stand Hühnerfrikassee und das hätte ich bei dem Wetter an diesem Tag toll gefunden. Was mir dann aber serviert wurde – und ich konnte gar nicht alle Bestandteile definieren – war sehr nah an der Sterneküche. Eine gebratene  Hühnerbrust mit einer separaten, sehr krossen Kruste, darunter befand sich eine Art Pesto. Der Soßespiegel bestand aus zwei köstlichen Soßen, darüber lagen knackig gedünstetes Gemüse. Dazu gab es  eine Art Sellerie-Butter-Mousse mit einem der besten Brötchen, die ich in meinem Leben gegessen habe.

Also für mich gehört Dänemark jetzt unbedingt in die kulinarische Top-Ten. Und auch wenn in Dänemark viel Kaffee getrunken wird – ich hatte keinen einzigen guten.

Brücken

Bei einer Reise durch Dänemark fährt man über viele Brücken. Mancherorts kann man auch mit Fähren fahren, aber nach meiner Überfahrt von Puttgarden nach Rødbyhavn habe ich darauf verzichtet. Von Lolland nach Falster ging es allerdings durch einen Tunnel.

Meine erste Brücke war die Autobahnbrücke über den Storstrømmen, die scheinbar keinen Namen hat, von Falster nach Bogø und dann über den Bogø-Damm nach Møn.

Die spektakulärste Brücke war die Storebæltsbroen über den großen Belt von Seeland nach Fünen. Die Brücke hat eine West- und einen Ostteil, insgesamt fast 15 km. Auf dem Ostteil ist man ca. 70 Meter über dem Meer und wenn man nach links und rechts schaut, sieht man nur Wasser – kein Land. Da wurde mir auch etwas blümerant. An dem Tag war es auch ziemlich stürmisch und es war schon ein bisschen anstrengend zu fahren. Im Nachgang habe ich dann gesehen, dass die Mautgebühr über 30 EUR betrug!

Von Fünen nach Jütland über die Ny Lillebæltsbro. Ob ich zurück über die Gamle Lillebæltsbro gefahren bin, weiß ich gar nicht mehr.

Die Menschen, denen ich begegnet bin, waren alle unglaublich freundlich, herzlich, offen und gut gelaunt. Egal ob Supermarktkassiererin, in der Gastronomie, Herbergseltern – und jede*r hier spricht exzellentes Englisch.

Ich werde auf jeden Fall wieder nach Dänemark fahren!

 

 

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