Meine Reise zum stARTcamp München wollte ich unbedingt mit einem Besuch der Louise Bourgeois Ausstellung „Strukturen des Daseins – die Zellen“ verbinden. Also rumpelte ich mit meinem kleinen Rollköfferchen am späten Freitagnachmittag holterdikapolter vom Bahnhof zum Haus der Kunst. Nachdem ich meinen Pröngel in ein Schließfach gequetscht, bzw. im Buchladen geparkt hatte und endlich in der Ausstellung stand, startete ich frohen Mutes die Ausstellungsapp, die ich mir schon vorab im heimischen WLAN installiert hatte, wohl wissend, dass ich mit der ganzen Twitterei an dem Wochenende mein Datenvolumen sprengen würde, es war schließlich fast Monatsende. Ich wollte also die Tour starten und siehe da, weitere 35 MB mussten runtergeladen werden. Bei dem nicht so richtig tollen Netz im Haus, eine Qual. Also Abbruch. Da sich ja nun mein ganzes Gepäck an verschiedenen Ecken des Mueums befand, hatte ich auch kein Geld zur Hand, um mir den Audioguide zu leihen. Grummelnd habe ich das natürlich getwittert, etwas später hat sich das Haus der Kunst sehr nett bei mir gemeldet und wir haben das (hinter den Kulissen) diskutiert. [Das nur noch mal so zur Illustration für Außenstehende, wie cool Twitter ist!]
Also dann halt ohne medialen Support. Das ging allerdings sehr gut, da der kleine Ausstellungsflyer und die Ausstellung selber sehr gut betextet sind.
Leider herrscht hier mal wieder absolutes Fotoverbot, deshalb habe ich versucht,
meine Gedanke und Eindrücke zu twittern. Das diente als gute Fingerübung für die nächste Aktion der
Herbergsmütter zum Internationalen Museumstag, wo wir im Dortmunder U auch das Museum Ostwall mit seinen Fluxus Kunstwerken einbeziehen werden. Dort ist das fotografieren nämlich auch nicht erlaubt und wir werden versuchen, uns die Kunst über das geschriebene oder gesprochene Wort anzueignen.
Ich habe zum ersten Mal Arbeiten von Louise Bourgeois in dieser Umfänglichkeit gesehen. Es waren hier „nur“ die
Cells, die aber so vielfältig, unterschiedlich, beeindruckend, bedrückend und berührend sind. Unterschiedlichste Größen, nahezu hermetisch verschlossen, kleine Einblicke gebend, transparent oder sogar begehbar. Selbst die, die wie Rückzugsorte oder Schutzräume wirken, strahlen Angst und Einsamkeit aus. Alles ist düster. Durch die Materialien, Glas, Holz, Metall, Gitter wirken sie zum Teil wie Gefängniszellen, Labore oder Folterkammern. Immer wieder Glaskugeln, Schlüssel, Teppichfragmente, Treppen, Möbelstücke, Spiegel. Alle Objekte mit eindeutiger Symbolik aufgeladen. Louise Bourgeois begann mit den
Cells erst mit fast 80 Jahren und es scheint, dass sie fast weiter 20 Jahre lang damit beschäftigt war, ihre Kindheit aufzuarbeiten.
In den Videos, die ich von ihr kenne, wirkt sie so resolut, bestimmt und klar, aber auch gewitzt und mit einem bezaubernden Humor. Wenn man die
Cells gesehen hat, möchte man diese kleine zarte Person einfach nur in den Arm nehmen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. August 2015 zu sehen.
Ein Abendevent im Museum für eine junge Zielgruppe mit verschiedenen Aktionen und Party. Also rumpelte ich mit meinem Rollköfferchen holterdikapolter rüber. Das war zugleich das „vorglühen“ für das stARTcamp und wir waren dort mit einer Gruppe von ca. 25 stARtcampern, die sich so im musealen Ambieten wortwörtlich eingrooven konnten – wir hoben das Durchschnittsalter übrigens dezent an.
#ArtisFaction war eine erstmalige Aktion und ich fand es durchaus gelungen. Erinnerte mich ein bisschen an die Atmosphäre bei der Langen Nacht der Museen hier in Köln.
Die geöffneten Ausstellungsbereiche waren gut besucht, die kreativen Aktionen, wie z. B. Designrätsel, Fotoautomat mit Fotowand oder die Ersteigerung von Künstler-Skateboards durch Gegenleistungen, wurden rege genutzt. Die Foyer Rotunde scheint sich nicht wirklich gut für eine Tanzparty zu eignen, auch wenn sich die DJs redlich mühten. Vielleicht sollte man das beim nächsten Mal etwas loungiger anlegen. Kurz nach Mitternacht rumpelte ich dann holterdikapolter und gut gelaunt zu meiner Herberge.
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