Familienreisen 1969-1976

Ich habe ca. 1.500 Dias von meinem Vater digitalisieren lassen, nachdem ich alle vorher gesichtet und sicher die Hälfte entsorgt habe. Es geht los Anfang der 60er Jahre und endet Mitte der 80er Jahre. Seither arbeite ich mich da durch und versenke mich in Erinnerungen. Das ist zum Teil sehr schön, aber auch wehmütig. Ich sehe meine jungen Eltern mit den Augen der Erwachsenen und dadurch auch ganz neu. Ich würde sie gerne treffen, mich mit ihnen unterhalten, Fragen stellen, Dinge erklären, mich entschuldigen.

Ich hatte auf Instagram eine kleine Serien der Familienurlaube gepostet. Der erste ist 1969, es ging nach Tirol. Ich war drei Jahre alt und es ist mir rätselhaft, wie man sich mit einem Kleinkind, das man sicher sehr oft und lange tragen muss, für einen Urlaub in den Bergen entscheiden kann. Mir fällt auf, wie unpraktisch meine Eltern gekleidet sind. Meine Mutter im Kostüm, mein Vater mit Jackett und teilweise mit Krawatte. Auch ich wurde zum Teil schick gemacht.

Im Lauf der Sichtung habe ich ja Spaß daran gefunden, diverse Orte zu recherchieren – manche Orte konnte ich auch nur mit der Bilder Rückwärtssuche identifizieren. Spannend ist auch, wie sich manche Orte verändert haben. Dazu später noch mehr. Die Seilbahn auf dem Pordoi sieht noch fast genau so aus, nur links hat man ein paar Garagen angebaut.

1971 ging es an die Ostsee.

Für mich zum ersten Mal ans Meer. Daran habe ich auch noch dunkle Erinnerungen und weiß, dass ich mega Spaß hatte, im Wasser zu plantschen und im Sand zu spielen. Wo sich der Leuchturm auf dem 4. Bild befindet, habe ich leider nicht rausgekriegt.

1972 ging es wieder in die Berge,

nach Tirol, rund um Kitzbühel. Da konnte ich dann eigenständig wandern und vor Kühen hatte ich Respekt.

Das Studium der Klamotten und Outfits beschäftigt mich sehr. Ich kann mich noch an viele Kleidungsstücke erinnern, auch von meinen Eltern, erinnere mich an die Haptik des Stoffs. Diesen roten Anorak habe ich geliebt. Die gestreifte Hose finde ich super cool, sowas würde ich jetzt auch wieder tragen. Auch an die Rucksäcke erinnere ich mich noch gut. Den grünen von meinem Vater habe ich viele Jahre später geerbt und ihn als Alltagsrucksack benutzt, bis er auseinanderfiel. Der beige Rock und die braune Jerseybluse meiner Mutter, war sicher eins ihrer Lieblingsoutfits, sie trägt es in mehreren Urlauben und ich finde, es steht ihr ausgesprochen gut. Die orange Frotte-Bermuda mit den weißen Fransen war auch ein absolutes Lieblingsstück von mir. Die habe ich getragen, bis ich überhaupt nicht mehr hineinpasste. Dann gibt es da ein gestreiftes Kleid, was meine Oma genäht hatte. Sie hat für mich unglaublich viel Sachen genäht. Vielleicht wird das nochmal eine seperate Serie.

1973 reisten wir nach Cesenatico

an der italienische Adria, mit Ausflügen nach Ancona, Porto Recanati und San Marino. Zum ersten Mal am mediterranen Meer!
Das Hotel, in dem wir wohnten, gibt es heute noch.

Hotel Clipper 1973

Hotel Clipper 1973

 

Das rote und das geblümte Kleid hat auch meine Oma genäht. Das gelbe Outfit meiner Mutter finde ich sensationell. Das waren diese „Rundhosen“ in den 70ern. Und mir ist wieder eingefallen, dass ich als Kind immer die Schienbeine voller blauer Flecken hatte.

1974 schon wieder nach Italien,

diesmal Alassio in Ligurien, mit Ausflügen nach Monaco und San Remo. Hinfahrt über den St. Gotthard, Heimfahrt über San Bernhard. Gut, dass mein Vater die Diakästen sorgfältig beschriftet hat, das wüsste ich sonst nicht mehr. Wir fuhren meistens mir dem Auto in den Urlaub. An den beigen Ford 12M kann ich mich noch gut erinnern.
Erinnert ihr euch auch noch an diese Klebetattoos? In diesem Urlaub hatte ich die Arme ständig damit voll. Und wieder ein selbstgenähtes Kleidchen von Oma.

1975 mal wieder in die Dolomiten.

Wir wohnten in Welschnofen, das Hotel gibt es heute noch, es ist jetzt etwas schicker als damals. Überhaupt hat mir Google viel geholfen, auch mit der Bilderrückwärtssuche. Faszinierend z. B. die Schutzhütten, die mein Vater fotografierte, wie die damals aussahen und heute. Sehr extrem bei der Capanna Fassa, Piz Boè. Googelt mal Bilder, wie krass die an den Berg gebaut ist. Eben so krass, die  Rifugio Passo Principe Hütte, heute Grasleitenpasshütte. (Bilder bei Google).

Über Theodor Christomannos habe ich auch erst mal nachlesen müssen. Infos zum Denkmal gibt es hier. Dass der zweite Adler von einer Künstlerin gestaltet wurde, ist hier nachzulesen.

Den Passo Falzarego habe ich mir mal bei Google Maps angeschaut. Das Haus „Bar Bazar“ scheint mir unverändert zu sein, den Standpunkt des Fotos habe ich nicht nachvollziehen können, aber vermutlich wurde da die Straße mal ausgebaut.  Amüsant, die Google-Bilder wurden 2010 und 2018 gemacht, die Beschriftung am Haus ist 2010 braun und 2018 – wie 1975 – wieder grün.

 

Der letzte Familienurlaub:

1976, Ferien auf dem Bauernhof in St. Peter Ording. Mit Ausflügen nach/zum Tümlauer Koog, Sylt, Westerhever, Husum, Hooge und Helgoland (übrigens kein einziges Foto von den markanten roten Felsen) Den Leuchtturm von Helgoland habe ich auch nur durch die Bilderrückwärtssuche identifizieren können, interessant, wie der inzwischen aufgerüstet wurde.

Die Tochter der Bauern war in meinem Alter und hat mir meine ersten Reitstunden gegeben. Das Spanferkel kam im Kofferraum und das konnte ich nicht essen, hatte ich mich doch mit den Ferkelchen angefreundet.

Das war unser letzter Familienurlaub. Meine Eltern hatten sich dann irgendwann entschlossen, ein Haus zu kaufen und waren dann in den folgenden Jahren so knapp bei Kasse, dass sie sich ewig keinen Urlaub mehr leisten konnten. Ich habe den nächsten Urlaub 1981 gemacht, die erste Reise ohne Eltern. Ich wurde zu einem ungelenken, störrischen Teenager und ein neuer Lebensabschnitt begann.

 

 

 

6 Kommentare

  1. Ich liebe diese Bilder. Dein Vater hatte aber auch ein wirklich gutes Auge und ein Gefühl für Fotos. Und die Bilder von Euch Dreien und ihm mit Deiner Mutter: War das mit Selbstauslöser? Vermutlich, oder?
    Ich sagte es schon mal bei Instagram: Bilder wie aus einem Film.

    • Danke liebe Wibke, das freut mich sehr. Als ich anfing, die Dias zu sichten, hatte ich so einen heimlichen Wunsch nach „Tante Inge„-Fotos. Dann dachte ich, ach schade, nee doch nicht. Aber so herausgelöst, neu zusammengestellt, in anderen Kontexten, finde ich dann doch: ja, aber anders. Das Feedback zu den Serien auf Instagram hat mich auch total überwältigt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. ?
      Für die Fotos von uns Dreien wurde vermutlich jemand gefragt. Sonst hätte es ein Stativ gebraucht und damit ist mein Vater nicht rumgerannt. Die Fotos von meinen Eltern habe zum Teil ich gemacht. ?

  2. So eine tolle Serie. Ich war schon bei Instagram ganz begeistert. Vor allem, weil ich im Keller ca. 30 prall gefüllte Diakästen meines Vaters liegen habe mit überwiegend Urlaubsbildern aus den 60er und 70er Jahren. Da schwingt schon beim Lesen und Anschauen deiner Fotos Melancholie (positiv besetzt) mit. Danke fürs Teilhaben lassen. ? Claudia

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