Wie meine Oma zu Kunst wurde

Eine dieser wunderbaren Geschichten, wie sie auch immer wieder gerne im und mit dem Internet geschehen.

Vor einiger Zeit hatte die Bundeskunsthalle, im Rahmen der Ausstellung „The Playground Project“ einen Instagram-Wettbewerb veranstaltet. Spielplätze sollten fotografiert werden – ich bloggte darüber.

Beim kramen in alten Fotos fand ich eins von meiner Oma aus den 1970er Jahre, wie sie auf einer Rutsche saß und ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie da wohl auch richtig Spaß hatte. Ich hatte das Foto bei Instagram gepostet und Peer Böhm meldete sich bei mir, um zu fragen, ob er das malen dürfe. Peer kenne ich nicht sehr gut, aber dafür schon relativ lange, aus den guten alten museum für verwandte kunst-Zeiten. Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt und sagte ihm zu. Wenige Tage später schickte er mir ein Foto seines Bildes per Mail und ich war entzückt. Er schrieb dazu, dass er es bei der artconnection anbieten wolle. (Bei der einmal jährlich stattfindenden artconnection stellen verschiedene Künstler kleinformatige Arbeiten aus, die direkt von der Wand, zu einem einheitlichen Festpreis gekauft werden können. Die Hälfte des Geldes wird für einen guten Zweck gespendet.)

Später am Tag fiel mir siedendheiß ein, dass das meine Oma vielleicht nicht so gut gefunden hätte. Sie mochte es überhaupt nicht, im Mittepunkt oder im Fokus des Interesses zu stehen. Vielleicht hätte sie es sogar ziemlich unmöglich gefunden, dass ein Foto von ihr jetzt zu einem Kunstwerk verarbeitet wurde und sie in einer Ausstellung an der Wand hängt. Vielleicht hätte sie es aber auch ganz amüsant gefunden. Unter gar keinen Umständen konnte ich aber zulassen, dass sie bei fremden Menschen im Wohnzimmer an der Wand hängt. Also schrieb ich Peer, dass ich das Bild auf jeden Fall kaufen würde. Ich stand dann also am Abend der artconnection superpünktlich auf der Matte und als der Startschuß zum kaufen fiel, übergab mir Peer das Bild und ich war direkt die Zweite an der Kasse.

Bei der artconnection hing Oma gleich neben Boris Becker und hier bei mir fügt sie sich nun wunderbar in die Petersburger Hängung zwischen Stephan Brenn, Petra van Cronenburg und der Illustratorin, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Mit Kaffee über den Fehmarnsund rutschend. Das mit dem Kaffee hätte ihr bestimmt gut gefallen. Danke Peer! <3

 

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