ZKM – vier Ausstellungen, die ich nicht sah

Meinen Aufenthalt in Karlsruhe habe ich natürlich auch dazu genutzt, das ZKM zu besuchen. Dort war ich erst einmal und das ist bestimmt 20 Jahre her. Ich hatte damals eine Ausstellung über Überwachung gesehen, die mich nachdrücklich beeindruckt hatte.

Ich hatte im Vorfeld mal kurz über die Website des ZKM gescannt, mich aber nicht näher damit beschäftigt, und ging dorthin, mit dem Gedanken, ach, da ist eh alles eine Bank.

Ich bezahlte das komplette Programm und ging als erstes in die große Sonderausstellung „Critical Zones“. Und ich habe NICHTS verstanden. Auf der gefühlt Fußballfeld großen Ausstellungsfläche und das auf drei Etagen, die im Halbdunkel lagen, waren Skulpturen, Zeichnungen, und vor allem jede Menge Videos zu sehen, alles mutete naturwissenschaftlich an. Ich habe überhaupt keinen Anpack gefunden und war komplett überfordert.

Das knapp ein Zentimeter dicke Ausstellungsheft habe ich mir leider erst Zuhause angeguckt und ich bedauere, das nicht vor Ausstellungsbesuch gehabt zu haben. Die Ausstellung ist nämlich ein spitzen Anknüpfungspunkt an „Inventing Nature“ und speziell den letzten Raum dort Endliche Ressourcen: Bei „Critical Zones – Horizonte einer neuen Erdpolitik“ geht es um unsere Welt, die Erde und ihre komplexen und kritischen Zustände. Die Ausstellung ist unterteilt in sechs Bereiche und beginnt mit Der Beobachtung. Und hier sind es wirklich kooperative Arbeiten von Austellungsmacher:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen.

Aber ohne diese Infos bin ich an allem vorbeigeschlendert und die eine oder andere Arbeit hat mich dann doch auf ihre Art angesprochen.

Die Salzstelen von Julian Charrière mit den eingelassenen Acrylglas-Behältern haben mich zuerst durch ihre Materialität angesprochen. Das Salz kommt aus dem Salar de Uyuni, aus den boliviaischen Anden, die größte Salzpfanne der Welt. Dort soll es ein Drittel der weltweiten Lithium Bestände geben. Ein wichtiges Element zur Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge und Handys. Ein Mahnmahl für die begrenzten Ressourcen unserer Erde.

Xinhao Cheng versucht in seiner Installation, alle Dimensionen des Panglong Fluss darzustellen.

Das Objekt von Gediminas & Nomeda Urbonas ist Teil des Swamp Observatory, besteht aus Torf und scheint sich im Ausstellungsraum auszubreiten.

Wie eine Art Perpetuum Mobile wirkt die Rauminstallation Hidroscopia Lao von Claudia Gonzáles Godoy und ist eine Forschungsarbeit zum Rio Loa, einem der am stärksten verschmutzten Flüssen in Chile.

Wie ein Amphitheater im Amphitheater wirkt die Arbeit von Sarah Sze, die einen Entwurf dafür darstellt, dass der Mensch ein Kunstwerk nicht von außen betrachtet, sondern immersiv von ihm umgeben sein soll.

Die Handreichung

Ganz entzückt war ich, als ich in dem Ausstellungsheft, was sich Fieldbook nennt, folgende Seiten mit kleinen Anleitungen zur Reflexion entdeckte. Herbergsmütter’esk!

Und sonst noch

Da ich einen fest gebuchten Zug hatte und noch zum Bahnhof musste, war meine Zeit begrenzt.

Ich durchlief dann noch die Ausstellung Writing the history of the future, die zum Teil schon abgebaut (oder repariert?) wurde, obwohl sie ja eigentlich noch bis Januar 2022 läuft. Auch hier hätte ich gerne mehr Zeit gehabt. Ein wilder Ritt durch die Medienkunst, zusammengestellt aus 9.500 (!!!) Objekten aus der Sammlung des Hauses.

Mit dem Schatten Seifenblasen fangen

Durch zkm_gameplay. the next level bin ich dann fast gerannt. Hier kann man sicher Stunden verdaddeln. Die Etage zeigt Computerspiele seit den 70er Jahren und fast alles kann be- und gespielt werden. Zumindest habe ich kurz versucht beim Spiel Bubbles, mit meinem Schatten Seifenblasen einzufangen.

Nur ganz kurz gestreift habe ich BarabásiLab. Hidden Patterns. Eigentlich superinteressant, denn es geht um Netzwerke und deren Visualisierungen, die der Physikers und Netzwerkwissenschaftlers Albert-László Barabási seit über 25 Jahren erforscht.

Auf den Fluren und anderen Räumen entdeckt man noch allerlei anderes Interessantes, so z. B. Arbeiten aus dem Bio-Design-Lab der Studierenden der Hochschule für Gestaltung. Aber auch hier haben sich mir Konzepte und Inhalte nicht erschlosssen. Leider.

 

Notiz an mich: Beim nächsten Besuch des ZKM mindestens ein bis drei Tage einplanen.

Noch ein Wort zur Vermittlung vor Ort: Da ist noch viel Luft nach oben. Wer soll das zum Beispiel wie lesen?

 

 

4 Kommentare

  1. Danke für deine Einschätzung. Ich war noch nie dort und denke immer, das wäre „mein“ Museum von den Themen her.
    Werde mich vor (!) einem Besuch in der Zukunft also ausführlich informieren!
    Wünschenswert wäre für mich immer der Download der Ausstellungsbücher zu einem angemessenen Preis im Verhältnis zum Eintritt … Das gibt’s leider kaum…

    • Das ist es ganz bestimmt! 🙂 Es ist halt auch irre groß und auch komplex. Was ja grundsätzlich gut ist.
      Stimmt, in dem Fall wäre es hilfreich, wenn man sich das vorab runterladen könnte. Wobei die digitale Begleitung auf der Website schon sehr ausführlich ist. Ich habe es mir halt vorher nur nicht angeguckt. ?

  2. Die Handreichungen! Ein Hauch von #wirziehnfallera. Die werde ich mir vorknöpfen. Das klingt aber auch alles ganz schön wuchtig. Ich bin schon vom Lesen etwas erschlagen. Wollen sie vielleicht ein wenig viel? Man wird ja kaum drei Tage lang ein Museum besuchen …

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