Spurensuche: Wilsdruff

Einer meiner Ururgroßväter wurde 1824 in Lichtenberg im Erzgebirge geboren. Er heiratete 1858 im gut 30 km entfernten Wilsdruff und starb 1883 im ca. 12 km entfernten Freital. Der Mann war Handarbeiter und Tagelöhner, von der Ururgroßmutter weiß ich fast nichts.

Historische Ansicht, Wilsdruff-Marktplatz

Nun ist mir bei meiner kleinen Spurensuchereise klar geworden, dass mich gar nicht so sehr die Geburts- Heirats- und Sterbedaten interessieren – die sind natürlich als Anhaltspunkte sehr wichtig – sondern das dazwischen.

Warum ist einer von A nach B gereist? Wie und wo haben sie gelebt? Wie sahen die Orte damals aus? Wie der Alltag? Wie ist der Bezug zur Regional- und Weltgeschichte?

Da man die Leute nicht mehr fragen kann und da es in meiner Familie so gut wie keine Aufzeichnungen gibt und alles „kleine“ Leute waren, über die nichts verbrieft ist, sind diese kleinen Heimatmuseen zuweilen herrliche Fundgruben. Wilsdruff hat so eins und es ist fabelhaft geführt.
(Zwei Tage später wurde ich in Lommatzsch enttäuscht)

Ausstellungsschwerpunkte sind Geologie, Ur- und Frühgeschichte, städtische Verfassung und Verwaltung, Grundherrschaft (Rittergut), Schlacht bei Kesselsdorf, Landwirtschaft, städtisches Handwerk, Vereinswesen, bürgerliches Wohnen, Post und Verkehr, Industrialisierung/Industrie und der erste Weltkrieg.“

Es befindet sich im Obergeschoss der Oberschule. Man klingelt also an der Schule  beim Heimatmuseum,  stapft sie vier Etagen hoch und wird dort von Angelika Marienfeldt in Empfang genommen.

Frau Marienfeldt ist gelernte Vermessungstechnikerin (wenn ich es richtig erinnere), Pädagogin, Museumsleiterin und hat ein Geschichtsstudium verinnerlicht, denn sie weiß alles! Wir haben fast anderthalb Stunden angeregt geschwatzt, bevor ich mir das Museum überhaupt richtig angucken konnte. Sie konnte mir viel erzählen über die Geschichte und die Gegebenheiten des Wilsdruffer Land, den Alltag dort im 19. Jahrhundert, wir sprachen über Familienforschung im Allgemeinen und unsere Familien im Speziellen, über Museums- und Archivarbeit und Digitalisierung. Herrlich, das hätte ich noch stundenlang weiterführen können und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hat.

Nun spielt Wilsdruff in meiner Familiengeschichte nur eine minikleine Rolle. Dort hat quasi nur eine Hochzeit stattgefunden. Ob und wie lange Ururgroßvater und -mutter dort gelebt haben, weiß ich nicht.

Frau Marienfeldt hat mich darauf hingewiesen, dass Hochzeiten meistens am Wohnort der Brauteltern stattgefunden haben. Von der Ururgroßmutter weiß ich nur, dass sie Stief- und Pflegetochter eines Herrn Sauer war, der war „Hausgenosse“ in einem 12 km entfernten Dorf. Vielleicht war sie in Wilsdruff in Anstellung? Wo und als was? Warum wurde nicht im Wohnort des Stiefvaters geheiratet? Warum wird im Trauregister keine Mutter erwähnt?
Diese Rätsel machen mich verrückt – und treiben mich an.

Hinweise und Tipps sind jederzeit gerne willkommen.

 

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