Eigentlich wollte ich heute mal eine Pause machen. Seit neun Tagen bin ich ununterbrochen am tun und am machen, habe Trubel um mich. Heute morgen war ein bisschen die Luft raus. Ich habe etwas länger geschlafen, ein bisschen rumgedörmelt, telefonisch ein paar Dinge organisiert und dann einen Spaziergang gemacht und mich vom kräftigen Wind durchpusten lassen.
Dann dachte ich mir am Nachmittag, ach komm, dann fahre ich noch zu dem Ort, wo meine Großmutter bei ihren Großeltern aufgewachsen ist, das ist nämlich nicht weit von meinem Basecamp hier in Döbeln entfernt.
Ich wusste, dass es das Haus nicht mehr gibt. Meine Großmutter war mit meinen Eltern vor ca. 25 Jahren schon mal dort und da war es schon nur mehr eine Ruine. Da ich nicht wusste, wo genau das Grundstück ist, musste ich rumfragen, habe bei zwei Häusern geklingelt und dann waren da Leute, die schon immer dort lebten. Der alte Vater kam hinzu und er konnte sich tatsächlich noch an meinen Ururgroßvater erinnern. Der habe zu Feiertagen ein Grammophon rausgestellt und man hörte gemeinsam Musik. Seine Mutter habe immer gesagt, das Haus der Ururgroßeltern sei das schönste im Dorf. Auch an einen der Söhne konnte er sich erinnern. Von dem weiß ich, dass er im 2. Weltkrieg gefallen ist. Meine Großmutter kannte er nicht, aber ich habe dann in Gedanken kurz sein Alter überschlagen und vermutlich war sie schon fortgezogen, als er ein kleines Kind war.